500 Autos, darunter die nobelsten SUVs, Ferraris und Lamborghinis, soll VW großzügig an Journalisten, Professoren und Prominente verliehen und dafür keine Steuern gezahlt haben.

Foto: imago images / regios24

Mehr als 500 Autos, darunter die nobelsten SUVs sowie Ferraris, Porsches und Lamborghinis, soll der deutsche Autohersteller VW für sogenannte VIPs jahrelang gehalten, großzügig verteilt und von der Steuer abgesetzt haben. Laut einem Bericht von "Business Insider" hat der Konzern diese Praxis selbst beim Finanzamt angezeigt, ein Konzernsprecher bestätigte eine Steuernachzahlung in Höhe eines "niedrigen einstelligen" Millionenbetrags.

Ganz neu ist die Affäre nicht. DER STANDARD hatte schon 2015 von dieser Form der Bevorzugung wichtiger Persönlichkeiten berichtet, und zwar im Zusammenhang mit einem bekannten Namen: Karl-Heinz Grasser. Damals hatte das Bundesfinanzgericht entschieden, dass der frühere Finanzminister seinen von VW zu Sonderkonditionen überlassenen Porsche 911 Carrera 4 Cabrio nachversteuern muss. Mit 7.000 Euro fiel der Obolus etwas niedriger als die Forderung des Finanzamts aus, die sich auf 11.000 Euro belief.

Folge der Buwog-Ermittlungen

Ob Grasser zahlte oder eine außerordentliche Revision beim Verwaltungsgerichtshof anstrebte, konnte dessen Anwalt Manfred Ainedter am Montag nicht sagen. Schon bei den Buwog-Ermittlungen war das zuständige Finanzamt darauf gestoßen, dass bei Volkswagen ein eigenes Programm für prominente Kunden existierte. Zwar wurde die Nutzung der Autos in Rechnung gestellt, unter Berücksichtigung der Normverbrauchsabgabe – sie hätte beim Porsche 33.415 Euro ausgemacht – war die Vergütung aber extrem vorteilhaft.

Family & Friends

Weil die Vergünstigung dem Dienstverhältnis des damaligen Ressortchefs zuzurechnen sei, müsse eine Nachversteuerung erfolgen, so die damalige Argumentation. Grasser, (Wahl-)Familienmitglieder, Freunde und Freundinnen sollen von 2002 bis 2009 ganze sechs Porsches zu Topkonditionen genutzt haben.

Nach den neuen Enthüllungen von "Business Insider" soll VW das "VIP-Sonderprogramm" seit 2007 unrechtmäßig als Betriebsausgabe geführt und von der Steuer abgesetzt haben. Darin inbegriffen war die Wartung, Verwaltung und Logistik der Fahrzeuge, die VW demnach großzügig an Journalisten zu Testzwecken oder an Chefredakteure, Professoren und Prominente kostenlos zum Verleih vergab.

Jahrelang sollen deutsche Schauspieler, Schlagersänger, Sportler und Extremsportler wochenlang mit teuren Autos versorgt worden sein, ohne dass es eine Gegenleistung gegeben haben soll. Mit einigen hatte VW Verträge als "Markenbotschafter" geschlossen, andere galten als unbedeutend.

Bentley für Hochzeit

Einem Autojournalisten soll der Konzern einen Bentley für seine Hochzeit spendiert haben – Lieferung und Abholung inklusive. Andere durften die Testautos auch privat bis zu ein Jahr nutzen, so "Business Insider". Zudem sollen vereinzelt Vorstandsmitglieder eines ihrer Dienstautos Politikern als Leihgabe überlassen haben.

VW sei länger großzügiger als andere Autohersteller mit in der Branche durchaus üblichen Rabatten, Leasingraten zu äußerst guten Konditionen und kostenlosen Leihwagenservices für VIPs gewesen, wird ein ehemaliger VW-Manager zitiert. Mit "großzügiger" will der Manager sagen, dass Compliance-Regeln später als in anderen Firmen umgesetzt wurden. Inzwischen sei der VIP-Fuhrpark in Wolfsburg aber aufgelöst und die Liste an Prominenten dementsprechend verkleinert worden. (red, 14.12.2020)