Sind es Haifischkiemen? Barten vom Wal? Geologische Schichtungen? Die Frage, was hier zitiert werden mag, beschäftigt uns kurz, wie wir so im neuen i20 sitzen und die winterlichen Lande befahren. Denn innen vorne übernahmen die Designer die Lüftungslamellen für die ganze Fahrzeugbreite, an Türgriffen und -verkleidungen tritt diese Struktur auch in Erscheinung.

"Sinnliche Sportlichkeit": Der i20 ist
der erste Hyundai mit der neuen Formensprache. An ihm sieht man auch, wie gehaltvoll Kleinwagen der Viermeterklasse heutzutage sind – das gilt auch für die Kapitel Vernetzung und (Sicherheits-) Assistenzsysteme.
Foto: Stockinger

Wenn wir schon vom Design reden: Am i20 ist eh gut ablesbar, welche Strategie Hyundai da fährt, seit sie auch für Europäer ansehnliche Autos bauen – eine der kleinen und der großen Schritte. Der i20 von ’08 war ein Rundling, der von 2014 eine schon markantere Erscheinung, der Neue aber ist nun ein großer Schritt. Sensuous Sportiness nennt sich die Formensprache, noch deutlicher manifestiert sie sich im Tucson. Ähnliches kennt man aus Fernost von Toyota, nach VW zweitgrößter Autobauer der Welt – vielleicht signalisiert der optische Auftritt auch verklausuliert, wohin es gehen soll: ganz nach oben. Wäre der nächste, ein Riesenschritt. Hai (angriffslustig) trifft Wal (größer geht nicht).

Der Kantenlook setzt sich im aufgeräumten Innenraum fort.
Foto: Stockinger

Zurück zum i20. Mit 4,04 Meter Länge liegt er auf Vorgängerniveau, ist aber breiter (30 mm), flacher (24 mm) und hat zehn Millimeter mehr Radstand – 25 Liter mehr Kofferraum sind sich auch noch ausgegangen. Beengt fühlt man sich keineswegs, alles recht luftig hier. Die Armaturenlandschaft ist aufgeräumt, ohne in den totalen Touch-Wahnsinn zu verfallen, wie das immer häufiger zu beobachten ist, die Bedienung logisch, kurz: ein Klein wagen zum Wohlfühlen. Inklusive Lenkradheizung und Mittelarmauflage, auch nicht selbstverständlich in der Liga.

Starke Ansage, starke Gegner

Grafik: Der Standard

Weil aber Kleinwagen, ist sich 48-Volt-Mildhybrid leider nicht ausgegangen, der Mehrpreis ließe sich in dieser preissensiblen Fahrzeugklasse schwer unterbringen, und das schlägt sich im Verbrauch nieder. Waren wir erstaunt, wie genügsam der aktualisierte i30 mit 120-PS-3-Zylinder-Otto und hybrider 48-Volt-Unterstützung sich fahren ließ – ein Wert knapp über sechs Litern auf 100 km ging sich aus –, so gönnt sich der 100-PS-Turbo-3-Zylinder mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe im i20 beinahe einen Liter mehr.

Spart man bewusst (Eco), wird man koloristisch azurblau belohnt, kleine Assoziation auch an heuer nichtbesuchte Mittelmeer- oder Karibikstrände.
Foto: Stockinger

Im Sport-Modus (im virtuellen Cockpit bernsteinrötlich hinterlegt) eine lustige, im normalen (porzellanweiß) fahrzeugadäquate Maschine. Spart man bewusst (Eco), wird man koloristisch azurblau belohnt, kleine Assoziation auch an heuer nichtbesuchte Mittelmeer- oder Karibikstrände. Der i20 lenkt und fährt sich sauber, nur mit kurzen Wellen hat das Fahrwerk keine besondere Freude und reagiert eher unwirsch.

Insgesamt ist der i20 fraglos eine starke Ansage, er hat aber auch starke Gegner. (Andreas Stockinger, 25.12.2020)