Putzfrau Meryem (Öykü Karayel) in der türkischen Serie "Bir Başkadır".

Foto: Netflix

Türkische Serien waren bisher etwas, was die Generation meiner Mutter allabendlich vor die Bildschirme lockte: Drama, Kitsch und immer gleich gestrickte Geschichten von leidenden Liebenden und bösartigen Mächtigen. Wenn man mit dieser durchaus legitimen Erwartung "Bir Başkadır" (Acht Menschen) auf Netflix startet, wird man schon nach wenigen Minuten enttäuscht.

Kein Aschenputtel-Plot

Die attraktive Putzfrau Meryem (Öykü Karayel) wohnt zwar in einer sehr ländlich anmutenden Vorstadt von Istanbul und fährt jeden Tag zum schicken Appartement ihres Arbeitgebers, doch den klassischen Aschenputtel-Plot bietet die Serie nicht. Was die Macher von "Bir Başkadır" erzählen wollen, offenbart sich sacht, aber bestimmt im ersten Gespräch, das Meryem mit ihrer Psychologin Peri (Defne Kayalar) führt.

Foto: Netflix

Meryem trägt ein Kopftuch und holt sich die Ratschläge normalerweise bei ihrem Hodscha, dem islamischen Religionsgelehrten, so wie der Rest ihrer traditionellen Familie auch. Peri, die im Ausland ausgebildete Psychologin, ist Tochter wohlhabender Akademiker und verachtet ihre rückständige Patientin insgeheim.

Konflikte

Nicht nur in Peris Praxis, überall in "Bir Başkadır" lauern die Konflikte zwischen den Lebenswelten der armen und reichen, modernen und traditionellen, religiösen und säkularen Bewohner der Millionenstadt Istanbul.

Die achtteilige, von Kritikern und Publikum gefeierte türkische Netflix-Produktion arbeitet geschickt mit den Klischees und Vorurteilen der Zuschauer und kommt dabei ganz ohne Kitsch oder Pathos aus. Unbedingte Empfehlung, nicht zuletzt wegen der sensationellen Leistung der Hauptdarstellerinnen. (Olivera Stajić, 15.12.2020)

Trailer

MVSRS