Zum Massentest kam nicht die Masse – was sich künftig mit Staats-Goodies ändern soll.

APA/GEORG HOCHMUTH

Linz – Die österreichweiten Massentests haben es zuletzt gezeigt: Beim Management zur Bewältigung der Krise gibt es noch deutlich Luft nach oben. Ein großes Problem dabei: die Bereitschaft der Bevölkerung zur aktiven Mitwirkung an entsprechenden Maßnahmen wie Abstand, Maskenpflicht, Massentests und wahrscheinlich auch beim Impfen.

Der Covid-Massentest ohne Massen scheint aber jetzt auch auf politischer Ebene ein Umdenken ausgelöst zu haben. Zumindest werden jetzt entsprechende Anreizsysteme angedacht, um künftig mehr Menschen motivieren zu können.

Thema waren mögliche künftige Staats-Goodies auch am Montag beim sogenannten "Corona-Update" der Linzer Johannes-Kepler-Universität (JKU). Wirtschaftswissenschafter Rudolf Winter-Ebmer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der JKU, kann einem Anreizsystem durchaus etwas abgewinnen und setzt auf "Nudging". Dabei handelt es sich um eine verhaltensökonomische Methode mit dem Ziel, das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise zu beeinflussen, ohne dabei jedoch auf Verbote oder Gebote zu setzen.

Gutscheinvergabe

Winter-Ebmer: "Ich sehe überhaut nichts Verwerfliches daran, jemandem Geld zu geben, wenn er etwas für den Staat tut." Konkret kann sich der Experte 100 Euro pro Geimpften vorstellen. "In Form eines Gutscheins, idealerweise für heimische Produkte." Man könne zwar mit Geld keine vehementen Impfgegner zum Impfen bewegen – "aber es werden mehre Leute impfen gehen."

Einfache Lenkung

Man habe jetzt im Zuge der Massentests gesehen, wie man es nicht machen soll. Winter-Ebmer: "Es braucht möglichst einfache Versuche, Individuen zu lenken. Es macht schon einen Unterschied, ob sich die Personen selbst anmelden müssen – oder sich die Behörde aktiv bei den Menschen mit zwei festgesetzten Terminen meldet. Mit dem Zusatz, dass man aber natürlich einen anderen Termin wählen kann."

Auch Matthias Fink, Professor am Institut für Innovationsmanagement an der JKU, plädiert für möglichst einfache Zugänge: "Es ändert schon massiv etwas, wenn die Anfahrt zu den Tests geregelt ist. Und etwa gerade für ältere Menschen Taxis zur Verfügung gestellt werden."

Mehr Vertrauen

Als Positivbeispiel nennt Fink etwa das Blutspenden: "Da wird bereits lange vor der eigentlichen Spende der Dialog gesucht. Man sucht den Kontakt und setzt bewusst vertrauensbildende Maßnahmen."

Einig sind sich die Experten, dass für eine stärkere Einbindung der Bevölkerung vor allem die Hausärzte wichtig sind. Winter-Ebmer: "Eine absolute Schlüsselstelle. Dort gehen insbesondere ältere Menschen regelmäßig hin. Der Hausarzt ist eine Vertrauensperson." (Markus Rohrhofer, 14.12.2020)