Noch ist Allrad bei Elektromobilen vor allem ein von Premiumherstellern bedientes Phänomen. Die Erklärung liegt auf der Hand, im Hochpreissegment bringt man große, teure Batterien und aufwendige Technikpakete friktionsfreier unter als in preissensibleren Regionen. Doch schon nächstes Jahr geht es in die Breite, die Masse, sofern die Corona-Wirtschaftskrise den Leuten nicht die Kaufkraft und -lust raubt.

Mercedes EQA: noch getarnte Erprobungsfahrt.
Foto: Mercedes-Benz

Was bei E-Autos an 4×4-Schmankerln durch Motorenkonfiguration und ausgefuchste Regeltechnik alles möglich wird, schildert Professore Rudolfo Skarics an anderer Stelle, hier geht es um eine kleine Bestandsaufnahme. Von jetzt nach bald.

BMW IX: knapp fünf Meter E-SUV, ab Ende 2021.
Foto: BMW

Falls wir uns nicht verzählt haben, sind hierzulande momentan knappe zehn Repräsentanten dieser Gattung erhältlich – geht 2021 zur Neige, sind es zwei Dutzend. Die Beweggründe, zu Allrad zu greifen, reichen von plakativen Werbeversprechen großer Freiheit, wie sie den SUV seit jeher begleiten, bis zum technischen Argument, dass der Batterie schonender Energie entzogen wird, wenn gleichzeitig zwei oder drei Elektromotoren daran nuckeln. Auch die topografische Situation in Ländern wie Österreich spielt eine Rolle, der sprichwörtliche Tiroler Hüttenwirt in multiplem Erscheinungsbild tritt hier statistisch relevant in Erscheinung.

Ford Mustang Mach-E: fährt zur Jahresmitte vor.
Foto: Ford

Was haben wir also, und was erweitert bald das Angebot, alphabetisch sortiert. BMW iX3, iX, i4. Der iX3 startet am 31. Jänner, der iX Ende 2021. Da beginnt dann auch die i4-Produktion, sprich: Nächstes Jahr Marktstart geht sich leider nicht mehr aus.

Zählte BMW in der frühen Phase der E-Mobilität mit dem i3 zu den Pionieren, hinkt man nun etwas hinterher. Tesla, Jaguar, Mercedes, Audi, alle sind sie mit Allrad-Elektro-SUVs schon da, die Weißblauen ziehen, wie gesagt, mit dem iX3 nach. Rahmendaten: 4,73 m lang, Leistung 210 kW, 80-kWh-Akku, 460 km Reichweite, Vmax 180 km/h, ab 70.450 Euro. Los geht’s mit Hinterradantrieb, Allrad steht auf der Wunschliste, BMW bestätigt bisher aber noch nix.

XC-40 Recharge: erster Elektro-Volvo, ab Juni.
Foto: Volvo

iX: knapp fünf Meter E-Allrad-SUV. Fährt Ende 2021 vor, mit zwei Elektromotoren, rund 370 kW und über 600 km Reichweite. Erster BMW auf Basis des modular skalierbaren Zukunftsbaukastens.

i4: Gebaut wird das elegante Gran Coupé mit Riesenniere ganz daheim im Werk München, 600 km Reichweite sind zu erwarten, 390 kW Leistung und auch Allrad.

Hyundai Concept 45: weist auf den Ioniq 5 hin.
Foto: Hyundai

Von Ford kommt zur Jahresmitte mit dem Mustang Mach-E ein rassiges, 4,71 m langes Elektro-SUV-Coupé zu uns. Der Träger eines großen Namens leistet sich zwei Batterieversionen, die mit 75 kWh ermöglicht um die 450 km Reichweite, jene mit 99 bis zu 600. Einstiegsmodell ist der Mach-E mit Hinterradantrieb und 190 kW, bei der Allradversion beträgt die kombinierte Leistung beider Motoren 248 kW.

Kia Futuron: seriennahe Studie. Ab Frühherbst.
Foto: Kia

Spannend geht’s auch bei Hyundai-Kia zu. Die Koreaner haben nach Muster VW MEB (Modularer E-Antriebs-Baukasten) eine eigene Elektro-Plattform entwickelt, auf der nächstes Jahr zwei Allradmobile vorfahren. Bei Hyundai ist dies der Ioniq 5, bei Kia ist noch kein Name kommuniziert.

Nissan Ariya: ebenfalls ein E-SUV, ab Herbst.
Foto: Nissan

Hyundai macht aus Ioniq einen (Sub-)Markennamen, die ungeraden Zahlen stehen dabei für SUVs, die geraden für Limousinen. Der 5er ist demnach ein SUV, und wer wissen will, wie er aussehen wird, sehe sich die wunderbar aufgeräumt gestaltete Studie Concept 45 an. Los geht’s im Juni – mit Heck- und Allradantrieb.

Der Serien-Kia wiederum orientiert sich an der Studie Futuron, mal sehen, was vom schneidigen Konzept übrig bleibt. Das SUV-Coupé (Größenordnung Jaguar I-Pace) landet im Frühherbst bei uns – mit Heckantrieb und Allrad, Letzterer verfügt über zwei E-Motoren und entsprechend mehr Leistung, wohl um die 220 kW. Reichweite? In der Topversion 500 km.

Renault Mégane eVision: Start leider erst 2022.
Foto: Renault

Stichwort Jaguar I-Pace: Aus Grazer Fertigung, seit 2018 auf dem Markt. Hat beim Auftauchen für Furore gesorgt. Bediente sich keiner vorhandenen Plattform, sondern ist technisch völlig eigenständig. 480 km Reichweite, zwei Elektromotoren mit je 147 kW sitzen vorne und hinten. Dem Elektro-Jag gelang dabei die Überraschung, sowohl auf dem Rennkurs als auch im Gelände zu überzeugen.

Skoda Enyaq: Allradantrieb kommt im Sommer.
Foto: Skoda

Nächster Schritt

In der LR-Reichshälfte von JLR (Jaguar Land Rover) ist auch ein Batterieelektriker in Vorbereitung. Dauert aber noch über unseren unmittelbaren Beobachtungszeitraum hinaus, bis 2022. Soweit durchsickert, wird das wohl ein aerodynamisches Fahrzeug in der Größenordnung I-Pace, bei der technischen Architektur aber kein Solitär wie jener, und er wird wohl unter Range-Rover-Flagge laufen.

VW ID.4: Allradversion erhältlich ab Frühjahr.
Foto: Volkswagen

Mercedes hat seit Herbst 2019 den auf dem GLC basierenden Allrad-Elektro-SUV EQC im Portfolio, im Jänner stößt der EQA dazu, gefolgt von EQS und EQB, beide noch mit Marktstart 2021. Die End-Kennungen A, S und B verraten, mit welcher Kategorie Fahrzeug man zu rechnen hat. Spannend wird die Frage sein, wie man das Flaggschiff S-Klasse in die E-Ära hineindenkt, wohingegen EQA und -B den Weg in die Masse freimachen sollen, soweit eben bei Mercedes von Masse die Rede sein kann.

In der Renault-Nissan-Allianz kommt im Herbst 2021 mit dem Ariya der erste auch mit Allrad verfügbare E-Nissan-Pkw. Den 4,6-Meter-SUV wird es wahlweise mit Frontantrieb und Allrad geben, vorgesehen sind diverse Leistungsstufen sowie Reichweiten von 340 bis 500 km.

Bei Tesla ist unter "Dual Motor" Allrad stark präsent, Model 3, S, X und Y wären zu nennen, der Cybertruck noch nicht, und damit zum Volkswagen-Konzern. Bei Audi sind mit e-tron und e-tron Sportback bereits zwei Allrad-SUVs erhältlich, e-tron GT und Q4 e-tron stoßen 2021 dazu. e-tron GT: quasi der Taycan mit vier Ringen. Tolles Design, rassiges Coupé, famose Technik, ausgefuchster E-quattro, 434 kW, über 400 km Reichweite. Ab Mitte 2021. Q4 e-tron: erster MEB-Audi. 4,59-m-SUV, je ein Motor vorne und hinten, also quattro, Leistungsdaten noch offen. Ab Ende 2021.

Porsche Taycan Cross Turismo: auch ab Mitte 2021.
Foto: Porsche

Die Submarke Cupra übernimmt bei Seat den Start in die Elektroära, der Cupra el-Born (Ende 2021) verfügt über das idente Antriebs- und Batterienkonzept wie VW ID.3, heißt: Heckantrieb. Man hört aber munkeln, dass später eine Allradversion folgt. Mit der Allrad-Sportlimousine Taycan hat Porsche bereits seinen ersten E-Knüller gelandet, Mitte 2021 folgt der Taycan Cross Turismo mit identer Technik.

Škodas Enyaq geht im Frühjahr als 109, 132 und 150 kW starker Hecktriebler ans Netz, sommers gesellen sich zwei Allradler (195, 225 kW) hinzu, die Reichweiten pendeln von ca. 340 bis 535 km. Preispalette: zunächst 39.230 bis 45.540 Euro. Der ab Jänner erhältliche VW ID.4 startet im Jänner als Hecktriebler und wird im Frühling das erste Allrad-Elektromobil auf MEB-Basis sein. 4,58 m lang, 150 kW stark, 77 kWh-Batterie (52 kWh folgt), 520 km Reichweite.

Zuletzt noch der Beau XC40 Recharge. Den ersten Elektro-Volvo gibt’s ab Juni, ein E-Motor je Achse mit jeweils 150 kW sorgt für Allradantrieb, Reichweite: 400 km. (Andreas Stockinger, 27.12.2020)