Mit November wurden diesen Herbst 28.762 Lehrstellen angetreten, die überbetriebliche Ausbildung nicht eingerechnet. In den Lehrbetrieben ist das ein Rückgang um 7,8 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahrs. Am größten fällt dieser – wenig überraschend – im Tourismus aus, aber auch die Branchen Verkehr, Banken und Versicherungen sowie Industrie sind stark betroffen.

"Das Paradoxe: Es gibt deutlich mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende vor allem im Tourismus, aber auch im Baunebengewerbe und im Bereich Metalltechnik und Maschinenbau", sagt der Lehrlingsexperte in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Alfred Freundlinger. Insgesamt gab es im November 9.311 Lehrstellensuchende, dem gegenüber stehen 13.642 offene Lehrstellen und damit ein deutlicher Überhang an unbesetzten Ausbildungsplätzen.

"Der Lehrlingsbonus hat sicher dazu beigetragen, die Lehrstellensituation ziemlich stabil zu halten. Statt der befürchteten bis zu 10.000 fehlenden Lehrstellen ist gerade einmal der Überhang an offenen Lehrstellen gegenüber dem Vorjahr mit 4.331 um 2.000 kleiner geworden. Der Rückgang der Lehrlinge im ersten Lehrjahr geht also zu einem großen Teil darauf zurück, dass offene Lehrstellen nicht besetzt werden können, und nicht darauf, dass die Ausbildungsbetriebe Corona-bedingt nicht ausbilden", erklärt Freudlinger.

Gefragte Lehrberufe

Die häufigsten Lehrberufe unter jungen Frauen waren im letzten Jahr Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin. Metalltechnik, Elektrotechnik und Kraftfahrzeugtechnik führen die Liste bei jungen Männern an. Insgesamt waren die meisten Lehrlinge im Handwerk und Gewerbe, gefolgt von Industrie und Handel, beschäftigt.

"Wichtig ist, dass die Ausbildungsquote im Handwerk als Österreichs größtem Lehrlingsausbilder weiterhin stabil bleibt", sagt Freundlinger. Im November waren 13.216 Jugendliche im ersten Lehrjahr in Ausbildung. Das ergibt einen Anteil von über 40 Prozent der gestarteten Lehrstellen.

Die häufigsten Lehrberufe unter jungen Frauen waren im letzten Jahr Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin.
Foto: dm/Marco Riebler

Gehaltsunterschiede nach Beruf und Branche

Die Höhe des Lehrlingseinkommens wird in den Kollektivverträgen festgelegt. Sie kann also je nach Lehrberuf und sogar nach Branche unterschiedlich hoch sein. So bekommen Auszubildende zum Bürokaufmann oder -frau in einem Industriebetrieb mehr Lehrlingsentschädigung als in einem Gewerbebetrieb.

Eine Branche, in der die Lehrlinge ein hohes Einkommen erhalten, sind die Bauindustrie und das Baugewerbe. Doch auch hier gibt es Unterschiede: Wer sich zum Maurer ausbilden lässt, erhält im ersten Lehrjahr 1.020 Euro im Monat, ein Malerlehrling nur 657. Lehrberufe, in denen Auszubildende deutlich weniger verdienen, sind beispielsweise Friseur oder Friseurin, die im ersten Lehrjahr mit 565 Euro nur etwa die Hälfte eines Maurerlehrlings verdienen, oder Floristen, die nur 490 Euro erhalten. Auffallend ist, dass das Einkommen in jenen Lehrberufen und Branchen gering ist, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten.

Einstiegsgehälter von Lehrabsolventen

Ähnlich wie das Lehrlingseinkommen verteilen sich auch die Einstiegsgehälter von Lehrabsolventen. Das zeigt der Gehaltskompass des Arbeitsmarktservice (AMS). Wer einen Lehrabschluss aus der Baubranche in der Tasche hat, verdient als Berufseinsteiger am meisten. An der Spitze der Gehaltstabelle stehen Betonbauer, Maurer, Hoch- und Tiefbauspezialisten ab 2.390 Euro monatlich. Pflasterer, Straßenerhaltungsfachleute sowie Stuckateure verdienen im Monat zwischen 2.220 und 2.500 Euro. Ebenfalls im oberen Bereich sind beispielsweise die Einstiegsgehälter von Mechatronikern, Elektrotechnikern und Kfz-Technikern zwischen 2.130 und 2.490 Euro.

Im mittleren Einkommensbereich erhalten Beschäftigte im allgemeinen Einzelhandel zwischen 1.640 und 1.740 Euro, in der Elektro-/Elektronikberatung sogar bis zu 2.130. Einstiegsgehälter in der Buch- und Medienwirtschaft beginnen bei 1.750 Euro und in der Drucktechnik bei 1.690. Auch Drogisten liegen mit einem Einkommen zwischen 1.490 und 1.740 Euro im mittleren Segment, ebenso Bürokaufleute mit 1.440 bis 2.070. Medienfachleute kommen auf 1.480 bis 2.070 Euro, Tischler auf 1.550 bis 1.980, Köche und Gastronomiefachleute auf 1.550 bis 1.580.

Auf der untersten Gehaltsstufe stehen Lehrabsolventen in der Textilreinigung mit einem Monatsgehalt ab 1.210 Euro, auch Berufstätige in der kleidungserzeugenden Industrie wie etwa Handschuhmacher und Textilgestalter haben ein geringes Einstiegsgehalt von 1.320 bis 1.590 Euro. Einzelhandelskaufleute im Lebensmittelhandel und Feinkostfachverkauf kommen auf 1.260 bis 1.740 Euro. Kosmetiker, Friseure und Fußpfleger liegen mit 1.390 Euro ebenfalls eher im unteren Segment der Lehrberufe. (dang, 15.12.2020)