Ein Modell eines U-Bahn-Zuges von Siemens, der bei der U5 zum Einsatz kommen soll. Bis zu 45 Züge, die vollautomatisch oder mit Fahrpersonal unterwegs sein können, werden bis 2030 in Wien gebaut.

Foto: APA / Roland Schlager

Wien – Es ist eines der größten Verkehrsinfrastrukturprojekte in den kommenden Jahren in Wien: Das U-Bahn-Netz wird nach vielen Jahren wieder neue Haltestellen und Umsteigeknotenpunkte im innenstadtnahen Bereich erhalten und bestehende Öffis entlasten. Konkret wird mit der U5 eine neue U-Bahn-Linie entstehen, die U2 wird in Richtung Süden verlängert.

Nach jahrelangen Vorarbeiten für das Milliardenprojekt sowie Verzögerungen wegen einer wiederholten Ausschreibung steht der Baustart für die umfangreichen Tiefbauarbeiten unmittelbar bevor, wie DER STANDARD in Erfahrung bringen konnte. Im Bereich Alser Straße / Landesgerichtsstraße / Josefstädter Straße wird "voraussichtlich" ab 11. Jänner eine Großbaustelle eingerichtet. "Starke Auswirkungen für den Verkehr über mindestens fünf Jahre sind die Folge", wie es laut Wirtschaftskammer Wien heißt.

U5 soll erst Ende 2026 in Betrieb genommen werden

Die neue U5 wird ab der Station Karlsplatz bis zum Rathaus die Linienführung der bisherigen U2 übernehmen und dann die vorläufige Endstation Frankhplatz / Altes AKH ansteuern. Diese Station wird ebenso neu errichtet wie die Station Rathaus, die zu einem neuen Umsteigeknotenpunkt der Linien U2 und U5 ausgebaut wird. Die neue U5 wird laut Wirtschaftskammer aber nicht vor Ende 2026 in Betrieb gehen. Das ist eine erneute Verzögerung um ein Jahr zu bisher vorgestellten Plänen.

Zuletzt hieß es im November 2018 – also noch vor der Corona-Krise – von den Wiener Linien, dass sich der Start der U5 auf 2025 verschiebt. Dieses Jahr steht noch immer auf der Website des städtischen Bauprojekts. Die damaligen Verzögerungen wurden damit begründet, dass ein großer Teil der Tiefbauarbeiten aufgrund "inakzeptabler" – also viel zu hoher – Angebote von Baufirmen neu ausgeschrieben werden musste. Seither sind zwei Jahre vergangen. Eine Sprecherin der Wiener Linien wollte am Montag Ende 2026 als neuen Fertigstellungszeitrahmen noch nicht bestätigen. Diese Woche soll es aber weitere Informationen geben. Die neue U5 wird jedenfalls die erste vollautomatisch betriebene U-Bahn-Linie Wiens.

Der zweite große Projektteil, die Verlängerung der U2, soll laut Auskunft der Wirtschaftskammer "rund zwei Jahre" nach Fertigstellung der U5 in Betrieb gehen. Das wäre Ende 2028 – und damit ebenfalls ein Jahr später als zuletzt von den Wiener Linien genannt.

Zweijährige U2-Teilsperre ab voraussichtlich Mai 2021

Die U2 wird dabei ab der künftigen Doppelhaltestelle Rathaus komplett neu errichtet und soll in der ersten Ausbaustufe die neuen Stationen Neubaugasse (Umsteigemöglichkeit zur U3), Pilgramgasse (Umsteigemöglichkeit zur U4), Reinprechtsdorfer Straße und Matzleinsdorfer Platz (Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn) erhalten.

Mit den Bauarbeiten verbunden ist auch eine Teilsperre der bisherigen U2. "Ab voraussichtlich Mai 2021 wird die Linie U2 zwischen Karlsplatz und Schottentor für die Dauer von zwei Jahren gesperrt", heißt es von der Wirtschaftskammer. Das betrifft neben den obengenannten Stationen auch die U2-Haltestellen Museumsquartier, Volkstheater und Rathaus. Auch die zweijährige Sperre ab Mai wurde vorerst von den Wiener Linien nicht bestätigt. Die Wirtschaftskammer beruft sich auf Baubesprechungen der städtischen Verkehrsbetriebe mit den Fachabteilungen der Kammer.

Trotz der Verzögerungen bei der Ausschreibung der großen Tiefbauarbeiten wurden bereits signifikante Vorarbeiten geleistet, etwa beim Matzleinsdorfer Platz und bei der Station Pilgramgasse. Dazu liefen Hausertüchtigungen und Einbautenumlegungen.

Verkehrseinschränkungen ab 11. Jänner geplant

Mit Baustart ab Mitte Jänner wird es auch beim Rathaus sowie bei der neuen U5-Station Frankhplatz ernst – samt umfangreichen Verkehrseinschränkungen. Nur einige Beispiele: So wird laut Wirtschaftskammer die Verbindung Alser Straße – Universitätsstraße bis etwa Ende 2025 nicht mehr möglich sein. Straßen- und Radverbindungen bleiben erhalten. Von der Alser Straße ist die Zufahrt bis zur Wickenburggasse möglich, die Florianigasse wird (von der Landesgerichtsstraße bis zur Wickenburggasse) zum Gegenverkehrsbereich.

Grafik: Wirtschaftskammer Wien

Umleitungsmöglichkeiten werden auch von der Universitätsstraße kommend sichergestellt. Von der Josefstädter Straße kann ab dem 11. Jänner nicht mehr rechts in die Landesgerichtsstraße eingebogen werden. Und der Friedrich-Schmidt-Platz vor dem Rathaus wird für den Kfz-Verkehr gesperrt. (David Krutzler, 14.12.2020)