So richtig in Konsumlaune sind viele Menschen heuer nicht. Deswegen wird immer wieder die Forderung nach dem staatlichen Füllhorn laut.

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So manche Shoppingmeile wie die Mariahilfer Straße in Wien erlebte am vergangenen Samstag fast so etwas wie die guten alten Zeiten. So hoch war die Kundenfrequenz in der Einkaufsstraße, dass der eine oder andere schnell wieder die Segel strich und ohne zu kaufen von dannen zog.

Der Handelsverband zeigt sich dennoch ernüchtert. Die erste Woche seit der Wiedereröffnung des stationären Handels bleibe deutlich hinter den Erwartungen zurück, zieht man enttäuscht Zwischenbilanz. Am Samstag berichtete der Interessenverband von guten Umsätzen in der Wiener Innenstadt und einer durchwachsenen Bilanz in den Landeshauptstädten.

Nicht nur dort, aber vor allem in den Wintertourismusregionen in Tirol, Vorarlberg und Salzburg fehle die Gastronomie, die unter anderem dafür sorgt, dass Einkaufslustige verweilen, gustieren und den einen oder anderen sogenannten Impulskauf tätigen. Vor allem durch die Einkaufszentren würden die Konsumenten recht eilig durchrauschen.

Keine Nachholeffekte

Dort, wo es gut läuft, verzeichnen viele Händler wieder ähnliche Umsätze wie vor dem harten Lockdown, von den erhofften Nachholeffekten könne in den meisten Segmenten jedoch keine Rede sein, so der Handelsverband. "Durch den Lockdown light entgehen dem Handel im Dezember weiterhin rund 150 Millionen Euro pro Woche", rechnet Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung vor. Dennoch klingt auch vorsichtiger Optimismus durch. In puncto Corona-Hilfen hätten mittlerweile rund 40 Prozent der Betriebe den beantragten Lockdown-Umsatzersatz erhalten. Österreich zahle deutlich schneller als die meisten anderen EU-Staaten. Dazu komme ein grundsätzlich positiver Trend, die Sicherheitskonzepte würden funktionieren.

Optimismus sei es aber, der den Konsumenten fehle, verweist Will darauf, dass Konsum auch Psychologie ist. Er pocht einmal mehr auf Einkaufsgutscheine. Die Minimalvariante wäre "die Ausgabe von Österreich-Schecks – Gutscheine im Wert von 500 Euro, die im österreichischen Handel eingelöst werden können" für Niedrigverdiener mit einem Jahreseinkommen unter 11.000 Euro, die Maximalvariante für alle Österreicher ausgenommen Gutverdiener mit einem Bruttoeinkommen über 5.370 Euro.

Belohnung für die Teilnahme am Corona-Test

So ein Scheck würde sich auch als Anreiz für weitere Corona-Massentests eignen, schlägt Will vor. Es wäre nicht der erste Gutschein, der unter anderem dem Handel zugutekommen würde. Dieser Tage fiel der Beschluss im Nationalrat, dass Firmen und Mitarbeiter heuer nicht nur Weihnachtsfeiern von der Steuer absetzen können, sondern auch Gutscheine im Wert von bis zu 365 Euro.

IHS-Chef Martin Kocher hält von einem weiteren Werkzeug, speziell zur Konsumförderung, eher wenig. Es gebe bereits sehr viele Instrumente, man müsse sich "sehr gut überlegen, ob man noch weitere braucht und wem sie zugutekommen". Wie ließe sich, wenn der Handel durch Gutscheine gestützt würde, etwa rechtfertigen, dass Dienstleister wie Masseure leer ausgehen? Einen Anreiz in Form eines Gutscheines an sich hält Kocher aber für keine abwegige Idee. Diskutiert werden zwischen 50 und 100 Euro. (Regina Bruckner, 15.12.2020)