Pornhub räumt mit den eigenen Inhalten radikal auf.

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Es sind schwere Vorwürfe, die in den vergangenen Tagen gegen Pornhub laut geworden sind. Die vielbesuchte Pornografieplattform veröffentliche jedes Jahr einen Unzahl an Videos, in denen der Missbrauch von Minderjährigen sowie Vergewaltigungen von Frauen zu sehen seien. Eine Recherche der "New York Times" hatte diese Anschuldigung als Erste erhoben, die US-Politik folgte aber rasch, und schlussendlich drehten große Bezahldienstleister wie Mastercard, Visa, American Express und Paypal ihre Unterstützung für Pornhub ab. Dieser Druck scheint nun Wirkung zu zeigen.

Großreinemachen

Pornhub hat einen Großteil der derzeit auf der eigenen Plattform verbreiteten Videos gelöscht. Konkret seien sämtliche Clips aus unverifizierten Quellen entfernt worden, bestätigt das Unternehmen in einem Blog-Posting. Somit bleiben nur mehr jene Videos übrig, die über Inhaltepartner oder das eigene "Model Program" bezogen wurden. Bereits zuvor hatte Pornhub angekündigt, keine neuen Videos aus unverifizierten Quellen mehr zu akzeptieren.

Um den Umfang dieser Maßnahme zu illustrieren: Laut einem Bericht von "Motherboard" sollen im Zuge dieser Maßnahme mehr als zehn Millionen Videos gelöscht worden sein. Von den zuvor 13,5 Millionen Clips sind jetzt also nur mehr 2,9 Millionen übrig. Der Kern der verbliebenen Videos stammt aus dem "Model Program" von Pornhub selbst. In dessen Rahmen wird nicht nur das Alter der Beteiligten überprüft, diese werden auch finanziell mit einer Beteiligung an Werbeeinnahmen entlohnt. Im kommenden Jahr will der Betreiber Mindgeek aber wieder eine allgemeine Upload-Möglichkeit einführen, bei der dann sowohl Quelle als auch Inhalt vorab geprüft werden sollen.

Kritik

In der Ankündigung zeigt sich Pornhub allerdings auch davon überzeugt, dass man im Vergleich zu anderen Seiten unfair behandelt werde. So hätten unabhängige Experten in den vergangenen drei Jahren lediglich 118 Fälle von Videos, die Kindesmissbrauch zeigen, bei Pornhub verzeichnet. Das seien fraglos 118 zu viel, betonen die Betreiber, aber zum Vergleich: Facebook selbst hat in demselben Zeitraum 84 Millionen derartige Vorfälle gemeldet. Zudem werde man mit der Beschränkung auf verifizierte Uploader künftig schärfere Regeln haben, als das bei Facebook, Instagram oder auch Youtube der Fall sei.

Keine Ausnahme

Pornhub mag eine der größten Pornografieplattformen im Internet sein, die einzige, die Missbrauchsinhalte verbreitet, ist sie aber fraglos nicht. So betont denn Mindgeek, dass die Regeln künftig auch für andere Seiten gelten sollten – darunter Youporn und Redtube. Dort scheinen bisher aber noch keine Inhalte im großen Umfang gelöscht worden zu sein.

Ausschlaggebend für die rasche Reaktion von Pornhub war fraglos die Blockade der Bezahldienstleister. Mit dieser würde der Seite – aber auch vielen Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern – ihre Existenzgrundlage entzogen. Bleibt abzuwarten, ob Visa und Co ihre Maßnahme nun wieder zurücknehmen. (red, 15.12.2020)