Neuer Boden, frische Farbe: Renovieren auf Kredit ist gefragt. Auch die Wohnraumfinanzierung ist immer noch ein großes Thema.

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Die Österreicher wollen im kommenden Jahr etwas weniger Geld ansparen. Im Gegenzug planen sie jedoch, deutlich höhere Kreditsummen aufzunehmen. Das geht aus einer Umfrage der Erste Group hervor. "Wohnbaufinanzierungen sind nach wie vor stark gefragt. Dabei stehen nicht nur die Kaufabsichten im Fokus, es gibt auch viel Bedarf an Renovierungen, Aus- und Umbauten", erklärt der Erste-Privatkundenvorstand Thomas Schaufler.

Im Auftrag der Bank wurden von Integral 1.000 Personen im September nach ihren geplanten Spar- und Anlageformen sowie ihrem Finanzierungsbedarf gefragt. Demnach planen in den kommenden zwölf Monaten 28 Prozent der Befragten, eine größere Anschaffung zu tätigen. Im Vergleich mit der Umfrage aus dem Vorjahr ist das ein Minus von zehn Prozentpunkten. Davon wiederum will rund ein Fünftel (21 Prozent) für die Anschaffung einen Kredit aufnehmen.

Kreditsummen steigen

Der durchschnittliche Finanzierungsbedarf liegt dabei deutlich höher als noch im Vorjahr. So steigt die im Schnitt geplante Kreditsumme von 79.400 Euro auf 103.500 Euro, das entspricht einem Plus von rund 40 Prozent.

Traditionelles Sparen verliert dagegen für die Befragten etwas an Bedeutung. Die durchschnittliche Sparsumme für einen Zeithorizont von zwölf Monaten fällt leicht von 6.000 Euro auf 5.800 Euro zurück. Auch die generelle Zustimmung der Befragten zu Sparformen wie Bausparen (minus sechs Prozentpunkte), Lebensversicherung (minus fünf Prozentpunkte) und dem Sparbuch (minus elf Prozentpunkte) nahm ab. Dafür will laut der Umfrage mehr als ein Viertel (28 Prozent) Geld in Wertpapiere stecken.

Was die Erholung der heimischen Wirtschaft betrifft, sind die Österreicher realistisch. So rechnen die Befragten zu knapp zwei Drittel (60 Prozent) damit, dass sich die Wirtschaft erst wieder im Jahr 2022 erholt. Schaufler sieht das ähnlich: "Wir erwarten, dass die Wirtschaft zwar bereits im Sommer 2021 in einen stabilen Erholungspfad eintritt, aber es wird noch lange dauern, bis das nominelle BIP ein Vorkrisenniveau erreichen kann. Das sehen wir auch frühestens ab 2022", so der Bankvorstand.

Gut aufgestellt

In Summe sind die Österreicher finanziell jedenfalls gut aufgestellt. Sie liegen beim allgemeinen finanziellen Wohlergehen – das sich aus der Fähigkeit, Rechnungen zu bezahlen, dem Sparen und der finanziellen Allgemeinbildung zusammensetzt – europaweit wie schon im Vorjahr auf Rang zwei. Das zeigt das Wohlstandsbarometer des Inkassobüros Intrum, für das von August bis Oktober in 24 europäischen Ländern jeweils 1.000 Menschen über 18 Jahren befragt wurde.

Bei einem Drittel der Österreicher reduzierte sich das Gehalt aufgrund von Covid-19, wobei Pensionisten am wenigsten betroffen waren. 42 Prozent gaben an, dass ihr Einkommen gleich geblieben ist und auch kein Rückgang drohe. Unter denen, deren Einkommen zurückging, haben 57 Prozent mit der Kürzung ihrer über die Grundbedürfnisse hinausgehenden Ausgaben reagiert, während 19 Prozent sich um staatliche Hilfe bemüht haben. 18 Prozent konnten den Rückgang durch Ersparnisse ausgleichen, 16 Prozent haben sich eine zusätzliche Arbeit gesucht. 13 Prozent haben sich im Freundes- oder Familienkreis Geld geborgt, zehn Prozent über die Bank verschuldet.

Laut Umfrage sind angesichts der Covid-19-Krise zwei Drittel der Österreicher nun eher bereit, Geschäfte und Unternehmen vor Ort zu unterstützen, als vor der Krise. (bpf, 15.12.2020)