Ugo Rondinones "NUDE (XXX)" von 2010.

Foto: Stefan Altenburger. Courtesy studio rondinone

Keine Rekordzahlen für das abgelaufene Jahr standen heuer naturgemäß am Anfang der Jahrespressekonferenz des Belvedere. Dafür eine ganze Reihe von Fragen, die Direktorin Stella Rollig nicht direkt beantwortete: Wofür sind wir da? Worin besteht unsere Relevanz? Sind wird systemkritisch oder nur Freizeitbetrieb? Jedenfalls sei der Vorwurf an die führenden Bundesmuseen, sie hätten in den letzten Jahren das lokale Publikum vernachlässigt, bestimmt nicht der Fall. Es werde nur der Anteil des lokalen Publikums von dem großen internationalen Erfolg "überschattet". Davon konnte heuer pandemiebedingt keine Rede sein.

"Es ist noch schlimmer gekommen als erwartet", sagte der kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Bergmann am Dienstag über die Auswirkungen der Pandemie auf den wirtschaftlichen Betrieb. Von den angenommenen Eigenerlösen habe man 80 Prozent verloren, umgerechnet bedeutet das einen Einnahmenentgang von 18,6 Millionen Euro für 2021. Dem habe man mit einer Kostenreduktion von zehn Millionen Euro durch Kurzarbeit, Ausstellungsverschiebungen und weniger Marketingmaßnahmen stark gegengesteuert. Den dann noch bleibenden Verlust von rund acht Millionen Euro decken insgesamt 6,2 Millionen Euro an Corona-Hilfen des Bundes und 1,8 Millionen Euro aus Eigenmitteln ab.

Für nächstes Jahr und vielleicht auch noch für 2022 rechnet Bergmann mit einem ebensolchen Bedarf an Unterstützung, denn einerseits liege der größte Teil der Krise angesichts des noch länger lahmenden internationalen Tourismus noch vor dem Belvedere. Andererseits sei der nun anstehende Betrieb auf niedrigem Besucherniveau die für das Museum teurere Variante als ein kompletter Lockdown.

Umbauarbeiten größer als geplant

Man nützt die Krise nun aber auch, um das Untere Belvedere ganz zu sperren und umfassender zu sanieren, als es eigentlich schon heuer bei kürzeren Schließzeiten geplant war. Zudem wird es aufgrund der Krise Mittel des Bundes für den Umbau geben. So soll es dort künftig neben moderner Ausstellungsinfrastruktur auch ein Restaurant geben. Gebaut wird auch im Oberen Belvedere, und auch hier sorgt die Pandemie für ein entspannteres Herangehen: Sollte das neue Besucherinnenzentrum eigentlich schon heuer mit einem Architekturwettbewerb starten, sei wegen der nun ausbleibenden Besucherwarteschlangen der "Zeitdruck ein bisschen draußen", so Rollig.

Sie fasste den inhaltlichen Ausblick für das kommende Jahr denn auch in zurückhaltende Worte: "Wir müssen weniger machen, wir zeigen mehr aus der Sammlung." Weil das Untere Belvedere durch die technische Aufrüstung für Sonderausstellungen wegfällt, wird es statt 20 nur zehn geben. Im Oberen Belvedere werden dabei Lovis Corinth und die "Dürerzeit" zwischen Spätgotik und Renaissance, die noch wenig "ausgeforscht" sei, so Rollig, in den Blick genommen.

Im Belvedere 21 beginnt der Ausstellungsreigen Anfang März mit einer Schau zu Joseph Beuys, der 2021 hundert Jahre alt geworden wäre. Man will sich auf Beuys' Wirken in Wien konzentrieren und unter anderem die "Honigpumpe am Arbeitsplatz" und die "Hirschdenkmäler" zeigen. Mit dem heuer verstorbenen Lois Weinberger hat das Belvedere noch vor dessen Tod eine Soloausstellung ("Basics") weitgehend fertig vorbereitet. Der in New York lebende Schweizer Ugo Rondinone bestreitet mit "Akt in der Landschaft" die dritte große Ausstellung und seine erste museale Einzelschau in Österreich. Sie wurde von heuer verschoben, gezeigt werden neue Werkgruppen. Mit Schülern und einer Regenbogeninstallation soll Rondinone auch den Belvedere-Garten bespielen.

Onlineprogramm und Zukunftspläne

Zwei ursprünglich geplante Ausstellungen zu Salvador Dalí und Gustav Klimt werden auf 2022 bzw. 2023 verschoben. Sehr wohl schon heuer realisieren ließen sich hingegen ein neues Kunstvermittlungsatelier im Erdgeschoß des Oberen Belvedere und die Belvedere Lectures als neues wöchentliches Vortragsformat zur Kunstegschichte. Die Belvedere-OInlinesammlung wurde ebenso neu aufgestellt, 1,4 Millionen Zuseher habe man mit Online-Ersatzprogrammen heuer erreicht.

Mehr Besucher will man auch mit der zuletzt schon kommunizierten Dependance in Salzburg erreichen. Man habe in der zweitinternationalsten Stadt des Landes jetzt ein "Schaufenster", wo man Werke und Highlights der Sammlung zeigen könne, so Rollig. Denn es gebe erstklassige Werke im Depot, die man etwa allein aufgrund ihrer Größe derzeit nicht im Oberen Belvedere präsentieren könne. Neben einer Dauerausstellung soll es auch jährlich wechselnde Sonderschauen geben. Damit komme man auch dem Wunsch der Regierung nach einer stärkeren Präsenz der Bundesmuseen in den Bundesländern nach. Land und Stadt Salzburg kommen für die Kosten des 30 Millionen Euro teuren Ablegers auf. Der Architekturwettbewerb soll von April bis Herbst 2021 laufen. Termin für die Fertigstellung ist 2026 – das "muss eigentlich halten", so Rollig. (wurm, 15.12.2020)