Eröffnet werden soll am 16. März wie gewohnt in der Helmut List-Halle mit "Fuchs im Bau", dem neuen Spielfilm von Arman T. Riahi.

Foto: Golden Girls Film

Graz – "Wir gehen mit der Diagonale 2021 von einem coronatauglichen Festival des österreichischen Films aus", sagen die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber. Eröffnet werden soll am 16. März wie gewohnt in der Helmut List-Halle mit "Fuchs im Bau", dem neuen Spielfilm von Arman T. Riahi. Riahi hat mit "Die Migrantigen" 2017 bereits eine Komödie zum Thema Migration, Bildung und Kriminalität vorgelegt, nun folgt praktisch die ernsthafte Bearbeitung.

Das gesamte Programm wird am 5. März veröffentlicht. Der Ticketverkauf startet am 10. März 2021. Die normalerweise für Anfang des Jahres angesetzte Preview, die traditionell auch Ort und Rahmen der Bekanntgabe des Eröffnungsfilms sowie erster Programmhighlights ist, wird laut Festivalleitung zugunsten von laufenden Medieninformationen entfallen.

Arbeit an "alternativen Strukturen"

Ob es denn noch Spaß mache, in diesen Zeiten Intendant zu sein und Konzepte vorzubereiten, die die Corona-Entwicklung eventuell zu Makulatur mache? "Wenn es so bleibt, geht der Spaß verloren. Im Moment stachelt es aber an – auch, mit dem Diagonale-Team an alternativen Strukturen zu arbeiten. Alles, was vielleicht im März als Diagonale erscheint, haben wir sehr, sehr hart erarbeitet in diesem Jahr", sagt Höglinger. "Uns hat es im Frühjahr jedenfalls kalt erwischt", urteilt Schernhuber.

Das im März als eines der ersten schwer von Corona getroffenen Kulturformate beeinträchtigte Filmfestival wurde ja angesichts der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie als "Unvollendete" umkonzipiert und verlegte Screenings und Diskussionen teils in den Hörfunk, teils wurden die Filme über das Jahr verteilt gestreamt oder etwa in Kooperation mit der Viennale im Herbst gezeigt.

Genügend Filme

Man habe heuer trotz Corona genügend Filme, sagt Intendant Schernhuber. Die Einreichzahl bei Dokus ist laut Höglinger nur ganz wenig unter dem Stand des Vorjahres, auch bei den Spielfilmen habe man keine Sorge. Das gelte auch für Kurz- und Experimentalfilme. Rund 550 Einreichungen seien in den vergangenen Jahren der Schnitt gewesen, für 2021 sei man bereits beim Sichten der zwischen 450 und 500 Beiträge. "Und die Branche hat eine sehr starke Sehnsucht, auf Publikum zu treffen", so Schernhuber.

Bei Erstaufführungen oder Uraufführungen verschiebe sich nicht so viel, aber diese im Grunde auch Prestige-Frage sei in einem Jahr wie diesem ohnehin nicht wichtig, sagt Höglinger. Eine der Entwicklungen, die auch bleiben würden, sei es jedenfalls, dass die Online-Veranstaltungen über die eigentliche Festivalwoche hinauslaufen würden. Wichtig sei hier – etwa bei der Referenzmittelförderung für den Film -, wie im Online-Bereich die Zugriffe zuverlässig messbar seien.

"Die Ersten in der Zweiten Corona-Runde"

Modular heiße das Zauberwort, nach dem das Festival organisiert werde. Finanziell sei man 2020 noch mit einem blauen Auge davongekommen, ist Schernhuber erleichtert, "aber wir sind sozusagen die Ersten in der Zweiten Corona-Runde, wir müssen noch Verhandlungen mit dem Bund wegen der Mehrkosten durch die speziellen Maßnahmen führen." Es brauche ja zusätzliches Personal für Hygienemaßnahmen, Ordnerdienste, die Publikumsführung bei den Screenings. Eine Erfahrung habe ja etwa die Viennale hier gebracht. Das Publikum habe rasch die Veranstaltungsorte aufgesucht und auch wieder verlassen, das Kulturpublikum sehr diszipliniert gewesen. Für 2021 seien in Graz mehr Säle angefragt worden.

Nachgeholt werde die für 2020 geplante Jessica Hausner-Personale. Mit steirischen Kulturinstitutionen wie dem Musikverein oder dem Künstlerhaus gebe es schon länger Kooperationen, neu sei die Zusammenarbeit mit der neu konzipierten Steiermark-Schau.

Beim Festival-Budget werde man aufgrund der zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen nach oben gehen müssen. Zuletzt waren die Budgetierungen bei 1,3 bis 1,4 Millionen Euro gelegen. Man rechne mit zehn bis 15 Prozent zusätzlichen Kosten wegen der Corona-Maßnahmen. Bei den Sicherheits- bzw. Hygienemaßnahmen werde es herausfordernd, sagte Schernhuber. Das Ticketing werde online erfolgen, man müsse kontaktlos ins Kino gelangen können. "Daran wird gearbeitet", sagt Schernhuber.

Mehr Zeitpuffer und Online

Die Dotierung von Preisen wie dem Großen Diagonale-Schauspielpreis sei weitgehend sichergestellt, wenngleich man noch mit den einzelnen Partnern verhandle. Bei der Diagonale stellen so unterschiedliche Player wie etwa Diözese Graz-Seckau oder die "Kleine Zeitung" Auszeichnungen wie etwa den "Kleine Zeitung"-Publikumspreis. Partner und Sponsoren seien treu geblieben, auch der Festivalbezirk werde wieder im Kunsthaus mit dem Palais Thienfeld liegen. Laut Höglinger sei dies alles "eine Frage der Wegführung, der Trennung von herein- und herauskommenden Personen". Man werde auch von den direkt aufeinanderfolgenden Vorführungen abgehen müssen, etwas mehr Zeitpuffer zwischen den Screenings schaffen.

Schernhuber sagt, "bei Festivals geht es um Persönlichkeiten, um Begegnungen, um die gesellschaftliche Anbindung, das ist etwas, was online nicht geleistet werden kann". Stichwort "online": "Es gibt kein Zurück in die Zeit davor", so Schernhuber, mit Dingen wie etwa Video on demand (VOD) sei einiges ins Rutschen geraten. Außerdem werde nun eine kulturpolitische Diskussion geführt, "die schon lange überfällig gewesen ist", sagt Schernhuber, "nämlich, wie kommt der österreichische Film an sein Publikum". Dieser sei bisher sehr strukturkonservativ, was das Erreichen des Publikums betreffe – da sei man hauptsächlich vom Kino ausgegangen, nun gehe man etwa mit Netflix-Produktionen und Streamings auch einen diversifizierten Weg.

Ein Festival wie die Diagonale sei mehr als jemals "kultureller Nahversorger", so Schernhuber, dazu zähle etwa auch die Filmvermittlung als Projekt mit Schulen. Hier gab es bereits vorher Kontakt zur Grazer Schrödingerschule, das solle noch mit anderen Schulen noch ausgebaut werden.

Kooperation mit anderen Festivals, wie etwa eine Zusammenarbeit mit der Viennale seien vor einem Jahr noch undenkbar gewesen, sagte Schernhuber. Diese habe im Herbst aber Filmpräsentationen der Diagonale übernommen. (APA, 15.12.2020)