Bild nicht mehr verfügbar.

Corona hat auch die Essgewohnheiten vieler Menschen verändert.

Foto: getty images

Das Geschäft lief gut, bis Corona kam. Tausende Essen fielen aus, weil sich Mitarbeiter großer Unternehmen wie Bank Austria, OMV oder Porr statt in der Kantine plötzlich im Homeoffice verköstigen mussten. Da Veranstaltungen mit Besuchern untersagt wurden, krachte zusätzlich auch noch das Eventcatering. "Die Situation ist sehr schwierig", sagte Eurest-Geschäftsführer Georg Hirsch-Stronstorff dem STANDARD.

Vorsorglich hat die zum britischen Compass-Konzern gehörende Eurest im Herbst 227 Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Tatsächlich getrennt habe man sich von 130 Mitarbeitern im Veranstaltungsbereich, weil dort wohl über längere Zeit mit keinem Geschäft zu rechnen sei, wie Hirsch-Stronstorff vermutet. Der Brexit werde, ob mit oder ohne Deal, keine Auswirkungen auf Eurest in Österreich haben.

Mehr als jeder zweite Mitarbeiter arbeitet kurz

Von den verbliebenen rund 1200 Beschäftigten befänden sich aktuell 650 in Kurzarbeit. "Ohne Kurzarbeit könnten wir den Mitarbeiterstand nie und nimmer halten", sagt Hirsch-Stronstorff. Zumal der Umsatz der öffentlichen Gastronomie, die bei Eurest unter anderem das Catering für Rapid, die Bregenzer und die Mörbischer Festspiele umfasst, auf fast null gestürzt sei. Und auch der Kernbereich Betriebskantinen, wo Eurest in Normaljahren rund drei Viertel des Umsatzes mit Essenszubereitung für knapp 100 Unternehmen macht, sei seit März sehr schwach. "Dort fehlen uns fast 50 Prozent des Umsatzes", sagte Hirsch-Stronstorff.

Als Antwort darauf habe man fresh@home ersonnen. Das Konzept ist erstmals bei der Bank Austria und Siemens umgesetzt worden und soll nach der Intention der Eurest-Verantwortlichen weitere Kreise ziehen. Hirsch-Stronstorff: "Wir wollten uns abheben von Conveniance-Essen oder Fertiggerichten aus dem Supermarkt und sind bei fertigem Essen mit frischen Zutaten gelandet." Alles, was sich à la minute braten lässt, wie etwa Fleisch, ist im Rohzustand, was vorgekocht werden kann wie Reis, Nudeln oder Saucen wird mitverpackt. "Unsere Vorgabe war, dass unsere Speisen mit einer Pfanne in zehn Minuten essfertig gemacht werden können", sagte Hirsch-Stronstorff.

Gestütztes Essen

Die meisten Unternehmen würden das Essen der Mitarbeiter durch Zuschüsse stützen, sodass sich der Preis pro Mahlzeit auf drei bis vier Euro plus Zustellkosten belaufe. Alternativ könne bei fresh@home auch über eine App bestellt und nach Hause mitgenommen werden.

Mit der OMV sei man im Gespräch, dieses Konzept auch für die Viva-Shops zu adaptieren. Damit hofft man, einen Teil des weggebrochenen Umsatzes zu kompensieren. Nach 103 Millionen Euro im Vorjahr hat Eurest in dem am 30. September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2019/20 78 Millionen Euro umgesetzt. Mit Neukunden wie AUA und Flughafen Wien, die jüngst in einer Ausschreibung gewonnen wurden, sollten an die 78 Millionen Euro Umsatz auch im Geschäftsjahr 2020/21 möglich sein.

Bisher keine Regierungshilfeaußer Kurzarbeit

Derweil ringt Hirsch-Stronstorff noch um Regierungshilfen für Eurest. Bisher habe man weder einen Zuschuss zu den Fixkosten erhalten noch Umsatzersatz. Das liege am Kleingedruckten der Verordnung, wonach Unternehmen, die nicht voll die Steuer in Österreich zahlen, von Zuschüssen ausgeschlossen sind.

Bei Eurest geht es um eine Franchisegebühr von zwei Prozent, die zuletzt 2016 in die Niederlande überwiesen wurde. Dort wurde nach Angaben von Hirsch-Stronstorff ein Steuersatz von neun Prozent angewandt, in der Verordnung ist aber eine Untergrenze von zehn Prozent angegeben. "Das Ganze gilt fünf Jahre rückwirkend. Wir haben in Österreich alles offengelegt und auch für die zwei Prozent Körperschaftssteuer gezahlt," sagt Hirsch-Stronstorff. "Dennoch sind wir draußen." In Gesprächen mit dem Wirtschafts- und Finanzministerium hoffe man dennoch, dass die betreffende Passage in der Verordnung noch geändert werden kann. (Günther Strobl, 16.12.2020)