Zugegeben, es ist eine Binsenweisheit, dass jede Krise nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner produziert. Deren Palette reicht von Importeuren löchriger Fetzenmasken bis zu den Verkäufern schmucker Landhäuser ohne Nachbarn in Aerosolspuckweite. Was eben so gebraucht wird in einer Pandemie.

Aus England ist der Aufschwung eines kleinen Segments im Lebensmittelsektor zu vermelden – und nein, das hat nichts damit zu tun, dass so viele Londoner aus Furcht vor dem Crash-Brexit eiserne Reserven französischer Gansleber anlegen. Das gefragte Produkt ist kulinarisch eher am anderen Ende angesiedelt: Es handelt sich um sogenannte "Scotch eggs". Ein hartgekochtes Ei wird in Wurstbrät eingewickelt, in Bröseln gewuzelt und frittiert. Meist Fertigware. Dem Guardian kann man entnehmen, dass zum Beispiel der Lebensmittelgrossist Brakes eine Verzehnfachung der Nachfrage nach seinen Schotteneiern verzeichnet.

Und das kam so: England ist in drei Corona-Zonen geteilt. Für "tier 2", die mittelstrenge, gilt, dass Lokale Essen servieren können; Alkohol allerdings wird nur gemeinsam mit einer "substanziellen Mahlzeit" verkauft. Was wiederum Definitionsbedarf nach sich zieht: Versuchen, die Wursteierbomberln als "Vorspeise" zu verniedlichen, setzten die Scotcheggianer erfolgreichen Widerstand entgegen. Ist billig, macht satt, kommt mit Booze: ein kleiner Lichtblick auch für die leidende Zunft der Pubbetreiber. (Gudrun Harrer, 15.12.2020)