Ein Konflikt zwischen den Tech-Konzernen sorgt für Aufsehen.

Foto: AFP/Emmanuel Dunand; Gabriel Bouys

Bereits im Herbst vergangenen Jahres ging ein zehn Milliarden Dollar schwerer Auftrag des US-Verteidigungsministeriums an Microsoft. Ziel ist der Aufbau einer Cloud-Infrastruktur für das US-Militär. Nachdem Amazon-Vertreter schon damals ihre Verwunderung über die Entscheidung ausgedrückt hatten, zeigen Gerichtsakten nun, dass der Konzern hinter der Entscheidung eine unrechtmäßige Einflussnahme durch US-Präsident Donald Trump sieht, berichtet "GeekWire".

Bevor Microsoft im Oktober 2019 die Ausschreibung gewann, soll Amazon heißester Anwärter auf den "Joint Enterprise Defense Infrastructure"-Deal gewesen sein, der die Infrastruktur des Pentagons in die Cloud bringen soll. Wegen Amazons Beschwerde wurde der geplante Umbau vorerst gestoppt, so "Geekwire".

Unterlegene Technologie

Genauer betrachtet legt Amazon in dem am Dienstag veröffentlichten Beschwerdeschreiben neue Mängel in der Re-Evaluierung der Angebote dar, die zur Vergabe an Microsoft geführt haben soll. Sie sei "voller Fehler, die noch ungeheuerlicher sind als in der ursprünglichen Vergabe", so Amazon.

So soll eine Änderung der Anforderungen eine Preiskorrektur ermöglicht haben, die einen früheren Vorteil Microsofts ausgleichen konnte. "Angesichts der unhaltbaren Kombination von Microsofts unterlegener Technologie und dem höheren Preis hat das Verteidigungsministerium die Evaluierung so sehr manipuliert, dass sie sich jeglicher Rationalität entzieht", so Amazons Vorwurf.

Trump sei schuld

Außerdem soll es eine Einflussnahme durch Präsident Trump gegeben haben, der bereits mehrfach seine Abneigung gegenüber Amazon geäußert hat. Die Auftragsvergabe an Microsoft soll nur "eines der vielen gefährlichen Beispiele der Bevorzugung der persönlichen Interessen des Präsidenten" sein, so die Beschwerde. Dieses Muster soll im Fall des Verteidigungsministeriums besonders schwerwiegend sein, da Trump hier großen Druck und Kontrolle ausüben könne.

Einzige Erklärung: Korruption

"Die unerklärlichen Mängel und Fehler, die eine erneute Vergabe an Microsoft ermöglichten, können nur im Zusammenhang mit Trumps ständigen Gesetzesbrüchen verstanden werden, die eigentlich das gesetzestreue Funktionieren der Regierung ermöglichen sollen", scheint sich Amazon sicher.

Eine Feststellung, die Microsoft verwundert zurückweist. "Amazon scheint sagen zu wollen, dass die einzige Möglichkeit, jemals zu verlieren, darauf zurückzuführen ist, dass sie unfair behandelt wurden", kommentiert Microsoft-Kommunikationschef Frank Shaw die Vorwürfe.

Neuvergabe

Vom obersten Bundesverwaltungsgericht fordert Amazon, die Vergabe an seinen Konkurrenten für unrechtmäßig zu erklären und das Pentagon zu einer Überprüfung der neuen Angebote anzuweisen. Zudem soll das verantwortliche Team ausgetauscht werden, so "Geekwire". (mick, 16.12.2020)