Ach, diese Wissenslücke! Wer wegen Corona Aufholbedarf hat, kann ab 28. Dezember Gratisnachhilfe in Anspruch nehmen.

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Ja, es sind in diesem von Corona zerrissenen Schuljahr Lernlücken entstanden. Das könne man "gar nicht wegreden", findet Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Also investiert sein Ressort eine Million Euro, die durch interne Umschichtungen freigemacht werden konnte, in ein kostenloses Lernhilfeangebot. Es startet am 28. Dezember, für die Abwicklung hat man sich neben anderen Caritas, Diakonie und das Jugendrotkreuz als Partner gesucht.

Wie genau funktioniert die Gratisnachhilfe?

In der Praxis soll die Lernunterstützung so ablaufen: Schülerinnen und Schüler oder auch Elternteile können ab Ende Dezember auf weiterlernen.at angeben, welche Art von Hilfe sie genau brauchen, ebenso nähere Angaben zu Person und Wohnort. Daraufhin erhält man einen digitalen Gutschein, der für sechs Einzelstunden und bis zu 18 Gruppenstunden (im Dreiersetting) eingelöst werden kann. Wer in mehreren Fächern Aufholbedarf hat, kann auch verschiedene Stunden mischen. Der Nachhilfeunterricht kann dann bis zu den Semesterferien sowohl online als auch vor Ort bei den jeweiligen Partnerorganisationen stattfinden.

Das Bildungsministerium will mit der Aktion rund 7.000 Kinder und Jugendliche erreichen – und geht von etwa 42.000 zusätzlichen Lernstunden aus. Zielgruppe seien vor allem jene Schülerinnen und Schüler, die zu Hause keine ausreichende Lernunterstützung bekommen können. Es soll aber nicht überprüft werden, ob die Suchenden aus einkommensschwachen Familien stammen. Überhaupt stehe das Angebot allen von der Volksschule bis zur Maturaklasse offen. Allerdings zählt Faßmann Oberstufenschüler sowie Maturantinnen nicht zur Hauptzielgruppe.

1.000 Kinder warten auf Lernhilfe

Auf der Angebotsseite haben Caritas wie Diakonie schon jahrelange Erfahrung mit der Lernbetreuung. Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser berichtet, das Team der Lernbegleiter sei bunt – mit Freiwilligen zwischen 19 und 77 Jahren. Caritas-Generalsekretärin Anna Parr will mit den zusätzlichen Mitteln 1.600 bis 2.000 zusätzliche Lernbetreuungsstunden anbieten. Diese würden auch dringend benötigt: Derzeit warten rund 1.000 Kinder und Jugendliche auf einen Platz in einem der 56 Lerncafés. Jetzt könne man auch die Öffnungszeiten verlängern oder zusätzliche Tage in den Lerncafés anbieten.

Personelle Unterstützung erhofft man sich dabei von Schülerinnen und Schülern ab 16 Jahren, Lehramtsstudierenden, aktiven oder bereits pensionierten Lehrkräften. Sie sollen für ihr Engagement auch entlohnt werden – "nicht fürstlich, aber dennoch", erklärt der Bildungsminister. Begonnen wird mit zehn Euro pro Stunde, dieser Betrag soll mit der Qualifikation der Lernhelfer steigen. (Karin Riss, 16.12.2020)