Die beiden Braunen Zwerge, umwogt von den Resten der Molekülwolken, aus denen sie sich gebildet haben.
Illustration: Universität Bern, Illustration: Thibaut Roger

450 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Ophiuchus haben Astronomen ein ungewöhnliches Paar entdeckt: Es handle sich um zwei Braune Zwerge, die einander in einem Abstand umkreisen, der etwa 200 Mal größer ist als der zwischen Erde und Sonne. Und es gibt keinen Stern, um den sie ziehen würden.

Braune Zwerge nehmen eine Mittelstellung zwischen Stern und Planet ein. Mit Massen, die 13 bis 75 Mal größer sind als die des Jupiter, sind sie schwer genug, dass in ihrem Inneren Deuteriumfusion stattfindet – aber nicht schwer genug für Wasserstofffusion, das bestimmende Merkmal eines Sterns. Sie sind kühl und lichtschwach und daher nur schwer zu entdecken.

In sternloser Nacht

Anhand von Bildern des Hubble-Weltraumteleskops sowie älteren Aufnahmen von anderen Teleskopen gelang es nun aber einem internationalen Team um die Astronomin Clemence Fontanive von der Universität Bern, das Duo im Sternbild Ophiuchus aufzuspüren. Während der größere Partner Oph 98A die 15-fache Masse von Jupiter aufweist, ist Oph 98B nur achtmal schwerer.

Eigentlich fiele Oph 98B damit nicht mehr in die Kategorie Brauner Zwerg, sondern wäre nur ein Gasplanet. Allerdings gibt es keinen Stern, den er umkreist. Und laut den Astronomen hat er sich auch nicht auf planetentypische Weise aus der Gas- und Staubscheibe um einen jungen Stern entwickelt, sondern hat sich wie sein größerer und leuchtstärkerer Partner als "unabhängiges" Objekt entwickelt.

Laut den Forschern ist das ungewöhnliche System erst vor einem kosmischen Wimpernschlag entstanden, nämlich vor nur drei Millionen Jahren. Das von Molekülwolken umgebene Duo entstand wohl durch dieselben Mechanismen, wie sie auch bei der Neubildung von Sternen ablaufen. "Es zeigt, dass die Prozesse, die Doppelsterne erzeugen, auf verkleinerten Versionen bis hinunter zu diesen Planetenmassen funktionieren", sagt Fontanive. Mit dieser Entdeckung sei man Zeuge eines unglaublich seltenen Ausgangs kosmischer Entstehungsprozesse geworden. (red, 19. 12. 2020)