Auch die Lufthansa will Berichten zufolge entsprechende Technologien einsetzen.

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Auch heute noch werden die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den 1960er-Jahren eingeführten Impfpässe in Papierform verwendet. Aufgrund der damaligen Verbreitung des Gelbfiebers galt der Impfpass damals als notwendiges Reisedokument. Während in naher Zukunft auch in Österreich die ersten Menschen gegen Corona geimpft werden könnten, arbeiten NGOs und Firmen an der Möglichkeit eines digitalen Impfnachweises, wie die "New York Times" berichtet.

Schon in den kommenden Wochen wollen mehrere Fluglinien – darunter auch der AUA-Mutterkonzern Lufthansa – einen digitalen Gesundheitspass als App einführen. Entwickelt wird die App namens Common Pass von der Commons Project Foundation, die sich auf die Entwicklung von Technologie zur öffentlichen Nutzung spezialisiert. Die Entwicklung begann dabei schon lange vor der Corona-Pandemie, so die "New York Times". Der weltweite Anstieg der Fälle beschleunigte jedoch die Entwicklung.

Gesellschaftliche Öffnung nur mit App

Die Auswirkung digitalisierter Impfpässe könnte in Hinsicht auf die Wiederherstellung des Normalzustands enorm sein. Laut Entwicklern sollen sie zum Beispiel den Betreibern von Kinos, Kreuzfahrtschiffen oder auch Sportstadien erlauben, nur jenen Personen den Zutritt zu gewähren, die eine Corona-Impfung vorweisen können.

Gleichzeitig sollen entsprechende Technologien jedoch auch die Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft bis hin zur Diskriminierung benachteiligter Gruppen mit sich bringen, betont die "New York Times". Denn falls Veranstalter und Fluglinien tatsächlich mit dem Einsatz beginnen sollten, könnten Personen mit eingeschränktem Zugang zu Impfungen oder Online-Verifikationen ausgeschlossen werden.

Privatisierung der Zugänglichkeit

Weil die Apps bisher nur von Privatunternehmen entwickelt werden, würden auch private Akteure und Firmen die Entscheidungsmacht darüber tragen, wer Zugang zu entsprechenden Diensten hat und wer nicht. Zwar stelle die US-Regierung Corona-Impfnachweise in Papierformat aus, eine Regulierung der digitalen Angebote von Drittanbietern ist jedoch noch nicht in Sicht, so die Zeitung. App-Entwickler betonen unterdessen, dass gerade die Digitalisierung mehr Sicherheit bringe.

Die US-Sicherheitsfirma Clear – bekannt für den Einsatz biometrischer Daten auf Flughäfen – hat schon jetzt eine Covid-App mit dem Namen Health Pass im Einsatz. Bisher soll sie von mehreren Sportmannschaften und Versicherungen übernommen worden sein, damit Angestellte ihre Testergebnisse bestätigen können.

Ein besonders bekannter Entwickler

Die Firma hinter der Common-Pass-App hat sich unterdessen mit dem Weltwirtschaftsforum zusammengetan, um ein global verfügbares System zu entwickeln. Common-Pass soll Nutzer zum Beispiel auf lokale Reiseregeln hinweisen und anschließend sicherstellen, dass entsprechende Regeln auch eingehalten werden. Ansonsten soll es nicht möglich sein, an Bord eines Flugzeugs zu gehen.

Fünf Fluglinien planen bereits in den kommenden Wochen, die App bei einigen internationalen Flügen einzusetzen, so die "New York Times". Passagiere sollen dann beim Check-in einen Bestätigungscode vorzeigen müssen. Sollte es Passagiere ohne Smartphone geben, gäbe es auch die Möglichkeit, die Bestätigungen auszudrucken, ähnlich wie Bordkarten im Papierformat.

Datenschutz gefährdet?

Datenschutzbedenken wollen die Entwickler bereits im Vorfeld ausräumen, die Apps sollen nicht in der Lage sein, Details zu den Testungen und Getesteten auszulesen, sondern quasi nur einen Statuscheck durchführen, um das Ergebnis zu bestätigen. Ob sich entsprechende Technologien tatsächlich international etablieren und auch in Österreich zum Einsatz kommen könnten, bleibt offen. Einem Bericht der "Futurezone" zufolge hat etwa die Lufthansa-Tochter AUA noch nicht entschieden, ob sie zu derartigen Mitteln greifen wird. (mick, 16.12.2020)