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Bei Lisa Hirner war im Sommer "der Wurm drin", nun hat sie ihre Form gefunden.

Foto: AP/Dylan Burns

"Das hat eigentlich keiner für möglich gehalten", sagt Bernhard Aicher. Im Jahr 2020 könnte man das über vieles sagen. Aicher meint die Umsetzung eines Strategiepapiers des Welt-Skiverbands. Vor sechs Jahren skizzierte die Fis, wie Frauen in der Nordischen Kombination, der Addition aus Skispringen und Langlaufen, etabliert werden sollten. "Es wurde Jahr für Jahr genau umgesetzt", sagt Aicher, Österreichs Kombi-Cheftrainer.

Der bei der Fis-Herbsttagung 2014 begonnene Weg erreicht am Freitag mit dem ersten Damen-Weltcup in der Ramsau einen Gipfel. Das Virus hätte die Premiere beinahe verhindert, die anvisierten Bewerbe in Otepää (Estland) und Lillehammer wurden gestrichen. Die Ramsau sprang ein, Lillehammer könnte Anfang Februar nachgetragen werden. "Da sind die Informationen sehr spärlich", sagt Aicher.

Also ist die Premiere womöglich der einzige Weltcup der Saison. "Das größte Ziel ist sowieso die WM", sagt Lisa Hirner. Das Gefühl einer Goldmedaille kennt die 17-jährige Steirerin von den Olympischen Jugendspielen im Jänner. Nun startet sie gemeinsam mit der 16-jährigen Sigrun Kleinrath, der 17-jährigen Annalena Slamik und der 21-jährigen, vom Skisprung gewechselten Claudia Purker ins Abenteuer Weltcup.

Bekanntes

Wobei das Abenteuer gar nicht so groß ist. "Grundsätzlich ist jeder Bewerb vom Ablauf gleich, er heißt nur anders", sagt Hirner und relativiert: "Es ist von den Nerven her etwas anderes. Ich persönlich bin stolz, dann sagen zu können: Ich bin bei einem Weltcup gestartet." Die Konkurrenz kennt man aus dem Continental-Cup der Vorsaison. Den gewann die US-Amerikanerin Tara Geraghty-Moats überlegen, Kleinrath verpasste Gesamtrang drei nur um drei Punkte. Hirner war Siebente. Die zwei Österreicherinnen standen mehrmals auf dem Podest, ein Sieg ist noch ausständig.

"Wir sind mannschaftlich gut aufgestellt, obwohl wir so jung sind", sagt Trainer Aicher. Jung seien "viele andere Teams auch". Angesichts der Fortschritte seien viele Nationen auf den Damen-Kombi-Zug aufgesprungen. "Es wurde sehr intensiv gearbeitet, das Niveau steigt monatlich", sagt Aicher. Speziell Hirner und Kleinrath sollen "ganz vorn mitmischen". Letztere holte im September auf Rollerski und Matten den Staatsmeistertitel, Hirner fehlte damals wegen einer mittlerweile verheilten Knöchelverletzung. Sie war in den Bergen umgeknickt.

Neues

Die Quereinsteigerin Purker ist noch in der Umstellungsphase. "Mich putzt es jetzt schon noch nach jedem Rennen gescheit aus", sagt die Ex-Skispringerin. "Aber es wird besser." Aicher bezeichnet die 21-Jährige als "spannendes Projekt für die Zukunft".

Die Zukunft, das könnten und sollen auch Olympische Spiele sein. Dem Vernehmen nach dürfte auch Druck des IOC die Fis zur Förderung der Damen-Kombination bewegt haben, für die Spiele 2026 erhofft man sich nun die Premiere unter den fünf Ringen – 102 Jahre nach dem ersten Olympia-Bewerb der männlichen Kombinierer.

Mögliche Olympia-Medaillen potenzieren die Aufmerksamkeit nationaler Verbände, Finnland hat für das "Project 2026" bereits ein Team aus sieben Athletinnen zwischen 13 und 17 Jahren mitsamt eigenem Trainer und Budget aus dem Boden gestampft.

Aber jetzt ist Weltcup, jetzt ist ein kleines Stückchen Sportgeschichte. "Man ist voller Adrenalin", sagt die Tirolerin Slamik. Kleinrath nennt es "eine ziemlich große Motivation". Ihr sei es bei dem Heimbewerb aber wichtiger, "was ich erlebe, als was ich erreiche". Feeling statt Ergebnis, "was sich ergibt, ergibt sich". (Martin Schauhuber, 17.12.2020)