Schön langsam zieht es sich etwas, das Distance-Learning in vielen Jugendzimmern des Landes. Aber ob die älteren Schülerinnen und Schüler im neuen Jahr zurück in die Schule dürfen, ist ungewiss.

Foto: Heribert Corn

Unterricht bis inklusive 23. Dezember, dafür hintendran noch ein bisserl länger frei – so sieht der aktuelle Corona-Schulplan aus, und er gefällt nicht allen. Während die Anwesenheit bis knapp vor Weihnachten nie anders geplant war, will der Bildungsminister den Donnerstag und Freitag nach den Ferien dafür nutzen, dass möglichst viele Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, aber auch deren Eltern zu einem neuerlichen Corona-Massentest antreten.

Ob und wie dann auch die Jugendlichen aus der Oberstufe endlich wieder vor Ort unterrichtet werden, ist damit noch nicht entschieden. Seriös werde man das wohl erst Anfang Jänner beantworten können, abhängig von den dann gemeldeten Infektionszahlen, heißt es aus dem Ressort von Heinz Faßmann (ÖVP). Auch die Entscheidung darüber, ob die älteren Schülerinnen und Schüler im neuen Jahr wieder gestaffelt antreten sollen oder alle gleichzeitig in die Schule kommen, wird erst knapp vor Ferienende fallen.

Gut, dass sie zurückkommen

Wichtig wäre eine Rückkehr der Oberstufenschülerinnen und -schüler aus bildungspolitischen und sozialen Gründen jedenfalls, darin sind sich eigentlich alle einig. "Das ist auf alle Fälle gut, dass sie zurückkommen", meint auch die Sprecherin der AHS-Direktorinnen und -Direktoren, Isabella Zins: "Wir haben jetzt die Maturaklassen fix in der Schule und jeden Jahrgang einmal pro Woche, und die freuen sich darüber, denn es ist schon ein anderes Unterrichten als auf Distanz. Auch die Eltern sind dankbar", sagt die Leiterin des Borg Mistelbach im STANDARD-Gespräch.

Zur Erinnerung: Zusätzlich zum Lockdown im Frühjahr sind die Jugendlichen der Sekundarstufe II bereits seit 3. November wieder im Distance-Learning. Zahlreiche Schulen in Tirol und Salzburg haben aufgrund der lokalen Infektionszahlen bereits davor auf Fernunterricht umgestellt. Die andere Seite: Lehrkräfte wie Kinder einem unnötig hohen Risiko aussetzen will selbstverständlich auch niemand.

Tests zum Schutz der Schulen

Darum hält Zins Antigentests für Lehrende, aber auch im Speziellen für die laut Infektionsdaten altersmäßig stärker betroffenen Oberstufenschüler "für ganz wesentlich, auch wenn es natürlich immer nur eine Momentaufnahme ist, aber so werden doch Infizierte herausgefischt, die sonst in der Klasse andere anstecken könnten. Und der Mund-Nasen-Schutz muss obligatorisch sein", betont Zins.

Auch eine mögliche Testpflicht für Pädagoginnen und Pädagogen ist "noch nicht abschließend geklärt", sagt Faßmann. Er selbst möchte "die Menschen nicht immer durch Pflicht zur Einhaltung sinnvoller Regeln zwingen", aber "je mehr Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sich testen lassen, umso lieber und willkommener ist mir das." Am Ende sei das Ganze wohl eine dienstrechtliche Frage, die noch nicht abschließend mit dem für den öffentlichen Dienst zuständigen Minister Werner Kogler (Grüne) geklärt sei.

Es sind Lernlücken entstanden

Was das laufende von Corona zerrissene Schuljahr betreffe, da müsse man ganz klar festhalten: "Da sind Lernlücken entstanden", da gebe es nichts zu beschönigen, findet Faßmann. Also investiert sein Ressort eine Million Euro, die durch interne Umschichtungen freigemacht werden konnte, in ein kostenloses Lernhilfeangebot. Es startet am 28. Dezember, für die Abwicklung hat man sich neben anderen Caritas, Diakonie und das Jugendrotkreuz als Partner gesucht.

In der Praxis soll die Lernunterstützung so ablaufen: Schülerinnen und Schüler oder auch Elternteile können ab Ende Dezember auf www.weiterlernen.at angeben, welche Art von Hilfe sie genau brauchen, ebenso nähere Angaben zu Person und Wohnort. Daraufhin erhält man einen digitalen Gutschein, der für sechs Einzelstunden und bis zu 18 Gruppenstunden (im Dreiersetting) eingelöst werden kann. Wer in mehreren Fächern Aufholbedarf hat, kann auch verschiedene Stunden mischen. Der Nachhilfeunterricht kann dann bis zu den Semesterferien sowohl online als auch vor Ort bei den jeweiligen Partnerorganisationen stattfinden.

Unterstützung durch Lernbetreuung

Der Minister will mit der Aktion rund 7.000 Kinder und Jugendliche erreichen – und geht von etwa 42.000 zusätzlichen Lernstunden aus. Zielgruppe seien vor allem jene Schülerinnen und Schüler, die daheim keine ausreichende Lernunterstützung bekommen können. Es soll nicht überprüft werden, ob sie aus einkommensschwachen Familien stammen. Das Angebot stehe allen bis zur Matura offen, wenngleich Faßmann Oberstufen- und Maturaklassen nicht zur Hauptzielgruppe zählt.

Caritas und Diakonie haben jahrelange Erfahrung mit Lernbetreuung. Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser berichtete von einem bunten Freiwilligenteam zwischen 19 und 77 Jahren. Caritas-Generalsekretärin Anna Parr will mit den zusätzlichen Mitteln 1.600 bis 2.000 zusätzliche Lernbetreuungsstunden anbieten. Derzeit warten rund 1.000 Kinder auf einen Platz in einem der 56 Lerncafés.

Personelle Unterstützung erhofft man sich von Schülerinnen und Schülern ab 16, Lehramtsstudierenden, aktiven oder pensionierten Lehrkräften. Sie sollen auch entlohnt werden – beginnend mit zehn Euro pro Stunde und ansteigend je nach Qualifikation. (Lisa Nimmervoll, Karin Riss, 16.12.2020)