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Twitch sah sich in der Vergangenheit oft Vorwürfen ausgesetzt, zu wenig gegen Beleidigungen zu unternehmen.

Foto: Reuters / Mike Blake

Dem größten Games-Streamingservice der Welt, Twitch, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen, zu lasch gegen sexuelle Belästigung und Beleidigung in der eigenen Community vorzugehen. Mit neuen Richtlinien, die Ende Jänner 2021 aktiv werden, will man Moderatoren jetzt mehr Möglichkeiten geben, diese Übergriffe zu reduzieren.

Spätes Reagieren

In der Twitch-Community haben sich über die vergangenen Jahre zahlreiche Begriffe etabliert, die bewusst für Beleidigungen genutzt werden. Ausdrücke wie "Simps" (in der Twitch-Community für Männer genutzt, die verzweifelt auf der Suche nach Frauen sind), "Incel" (Abkürzung für "Involuntary Celibate", "unfreiwillig Enthaltsamer") und "virgin" (Jungfrau) sind nur einige, die Twitch jetzt auf eine Liste unerlaubter Begriffe gesetzt hat.

Ein prominentes Beispiel für das Ignorieren sexueller Übergriffe war der Fall Samantha Wong, wie "The Verge" im Juni berichtete. Die Streamerin wurde von einem Kollegen mehrfach belästigt, trotz einer Beschwerde bei Twitch war der Beschuldigte weiter auf der Plattform vertreten, ohne ein Zeichen von Reue zu zeigen oder zeigen zu müssen. In einem Artikel auf "Medium" finden sich alleine über 400 dokumentierte Fälle von ähnlichen Übergriffen. Viele davon erwähnen auch, dass Twitch nicht auf ihre Beschwerden reagiert habe.

Neue Regeln

Ab dem 22. Jänner 2021 sollen die neuen, schärferen Regeln greifen. Als Grund nennt der Streamingservice in einem Blog-Beitrag, dass an den Rand gedrängte gesellschaftliche Gruppen auch auf Twitch unproportional oft beleidigt würden. Einen eigenen Punkt bekommt das Thema sexuelle Belästigung. So sind ab sofort unaufgeforderte sexuelle Annäherungsversuche an eine andere Person oder erniedrigende Aussagen über die sexuelle Gesundheit einer Person verboten. "Sexuelle Belästigung ist auf Twitch niemals akzeptabel, unabhängig davon, ob sich diese Kommentare an andere auf oder außerhalb unserer Dienste richten", heißt es in den Richtlinien.

Auch die Arbeit der Moderatoren wird konkretisiert, die bei Übergriffen künftig Streamer und Verfasser von Kommentaren schneller aus der Community ausschließen können sollen. Bereits im Juni wurde dieser Schritt angekündigt. "Wir werden uns weiter engagieren, um Twitch zu einer sicheren Umgebung für alle zu machen", hieß es damals. Zudem arbeite man an neuen Richtlinien, die ein gutes halbes Jahr später nun Form annehmen. In einem Interview mit "The Verge" erklärte ein Twitch-Sprecher zuletzt, dass vor allem Personen ausgeschlossen werden sollen, die "abfällige Äußerungen gegenüber anderen Usern fallen lassen". Damit wolle man das Klima auf der Plattform verbessern.

Die große Frage bleibt, wie Twitch die neuen Regeln wirklich durchsetzen will. Denkt man an die Anzahl an Streams, müsste wohl die Anzahl der Moderatoren stark erhöht werden. Zu diesem Punkt hat sich Twitch bis dato allerdings nicht geäußert. (red, 17.12.2020)