Integrationsministerin Raab und ihre Hände in der "ZiB 2" bei Armin Wolf.

Foto: screenshot, tvthek.orf.at

Die optische Situation bei ORF-Interviews ist für die rhetorische Virtuosität unserer Politmenschen nicht vorteilhaft. Saßen sie früher neben Armin Wolf und Kollegin Lou Lorenz-Dittlbacher quasi auf Infight-Distanz, bugsiert sie das Interviewstudio nunmehr gerne in eine Fotoautomat-Situation. Am besten kommen da jene rüber, die über null Gestik verfügen, was von Integrationsministerin Susanne Raab nicht zu behaupten ist.

Sie nimmt Stellung zum Antiterrorpaket und wirkt recht emotional, ein spezieller Extremismus bereitet ihr Sorge: Die Wörter "Islamismus" und "politischer Islam" erwähnt sie denn auch recht oft und würzt sie mit Umfeldbegriffen wie "Gefährder", "Imam", "Hassprediger" und "Moschee". Ja, da können die Identitären nur total perplex staunen und von so viel Beachtung neidisch träumen!

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Aber genug der politisierenden Abschweifung, zurück zum Thema, wie gesagt: Emotionen bewegen die Hände der Ministerin, doch die Fotoautomat-Enge verhindert eine dirigentenartige Präsentation ihres großen Gestenrepertoires. Es reicht vom beidhändigen Wegscheuchen von Einwänden über das Hin-und-her-Wiegen eines imaginären Medizinballs (beliebte Figur von Kanzler Kurz) bis hin zum Handkantenschlag von Innenminister Karl Nehammer. Und ja, auch die Raute der Macht von Kanzlerin Angela Merkel ist kurz dabei, wie auch eine Drei-Finger-Pyramide. Mit dem Trio Daumen, Ring- und Mittelfinger demonstriert Raab, dass hier kein Widerspruch geduldet wird.

Das Problem: Mitunter schien es, als würden fremde Hände ins Bild greifen, um ihre Ausführungen zu kommentieren. Wirkte unfreiwillig komisch und nahm den Worten Schärfe. Was allerdings in diesem Fall mitunter doch ein Segen war. (Ljubiša Tošić, 17.12.2020)