Beton ist der weltweit am meisten genutzte Baustoff. Während er vielfach nur als Mittel zum Zweck eingesetzt wird, gibt es einige Architektinnen und Architekten, die sich dezidiert mit den gestalterischen, konstruktiven und technologischen Möglichkeiten des Baustoffs auseinandersetzen und ihn dementsprechend nutzen.

Die besten Projekte Deutschlands werden seit 1974 regelmäßig mit dem Architekturpreis Beton ausgezeichnet, der vom deutschen Informationszentrum Beton in Kooperation mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) vergeben wird. Das zugehörige Buch "Beton", erschienen im Callwey-Verlag, zeigt die preisgekrönten Bauten.

Insgesamt wurden zuletzt vier gleichrangige Preise und vier Anerkennungen vergeben. Einer der vier Preisträger ist das Projekt "Terrassenhaus Berlin" von Brandlhuber+ Emde, Burlon / Muck Petzet Architekten. In dem 26 Meter tiefen Gebäude wird gewohnt und gearbeitet. Die Jury nennt das Gebäude eine "außergewöhnlich spannende Lösung".

Foto: future documentation / eo

Zum diesjährigen Wettbewerb wurden 143 Projekte eingereicht, darunter Schulen, Wohnhäuser, Verwaltungs-, Industrie- und Gewerbebauten, Verkehrsbauwerke sowie Museen und Sakralbauten.

Ebenfalls unter die Gewinner geschafft hat es die Erweiterung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, geplant vom Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei. "In der äußeren Ansicht greifen die Architekten mit ihrer Materialwahl die bestehende 'Stein'-Architektur der Nachbargebäude auf und interpretieren diese in einem modernen Kontext neu", so die Begründung der Jury.

Foto: Brigida González

Ausführlich vorgestellt werden alle Preisträger sowie weitere Einreichungen in einem Bildband. Auf 184 Seiten sind neben zahlreichen Fotos der Gebäude auch Grundrisse, Texte, Pläne sowie die Bewertung der Jury zu finden.

Etwa auch jene zum Gewinnerprojekt "Baulücke Köln", einem privaten Wohnhaus, geplant vom Architekten Wolfgang Zeh, in der es heißt: "Das Projekt zeigt, welches Potenzial in scheinbaren städtischen Leerstellen steckt, die oft übersehen werden."

Foto: Wolfgang Zeh

Der Vierte im Bunde der Gewinner ist die "James-Simon-Galerie", geplant von David Chipperfield Architects Berlin.

"Das Eingangsgebäude besticht durch filigrane Betonbearbeitung. Der Werkstoff wurde überlegt eingesetzt", heißt es dazu in der Jury-Begründung.

Foto: Simon Menges

Auch vier Anerkennungspreise wurden vergeben, die ebenfalls im Buch zu sehen sind.

Eines dieser Projekte ist die Bücherei Kressbronn von Steimle Architekten BDA. Hier hat die Jury vor allem das gekonnte Zusammenspiel von Beton und Holz begeistert. "Beide Materialien reagieren äußerst gelungen aufeinander und werden so zum bestimmenden Gestaltungsthema des Hauses. Die Bibliothek wirkt in ihrem souveränen Umgang mit Alt und Neu identitätsstiftend für die ganze Gemeinde", lautet die Begründung.

Foto: Brigida González

Weiters ausgezeichnet wurde das "Haus am Buddenturm" in Münster, geplant von Hehnpohl Architektur BDA. Zwar besteht das Gebäude außen aus Ziegeln, doch der innere Ausbau ist lediglich aus einem einzigen Material gefertigt – Beton.

"Von außen betrachtet, orientiert sich das Gebäude in Dimension und Materialwahl an den Nachbargebäuden. Im Inneren überrascht der konsequente Einsatz von Sichtbeton, der sich von den Wänden über die Treppen bis hin zu den Handläufen erstreckt", lobt auch die Jury.

Foto: hehnpohl architektur bda

Auch eine Grundschule in München ist unter den Gewinnern eines Anerkennungspreises, sie wurde in modularer Bauweise errichtet und geplant von Wulf Architekten.

Das Projekt zeige, dass serielles Bauen in hoher Qualität und Präzision möglich ist, heißt es von der Jury. "Herausragend sind die Betonfertigteile für die Decken in den Innenräumen. Sie schaffen Ruhe zum Lernen und Raum zum Denken", heißt es in der Begründung.

Foto: Brigida González

"Pur und kraftvoll" nennt die Jury den vom Architekturbüro E2A / Piet Eckert und Wim Eckert geplanten Neubau für die Tageszeitung "Taz" in Berlin.

"Hier steht ein selbstbewusster Stadtbaustein, der den öffentlichen Raum bereichert", heißt es in der Begründung. Und weiter: "Der Baustoff Beton sorgt bei der tragenden Struktur des Gebäudes mit seinen diagonal verlaufenden Stützen für Spannung und lässt die Statik sichtbar werden."

Foto: Rory Gardiner

Der Autor des Buches, Oliver Herwig, arbeitet als Moderator und Journalist in München und unterrichtet Designtheorie an der Kunstuniversität Linz. (Bernadette Redl, 2.1.2020)

Oliver Herwig: "Beton – Architekturpreis Beton 2020"
2020, 184 Seiten
€ 51,40

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