Noch immer infizieren sich zu viele Menschen mit dem Coronavirus. Diskrepanzen bei der Anzahl der Todesfälle sorgten erneut für Verwirrung.

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Seit Donnerstag wird wieder heftig über einen neuerlichen harten Lockdown ab dem Stefanitag spekuliert. Am Freitag um 15 Uhr trifft die Regierung die Landeshauptleute sowie Expertinnen und Experten und will mögliche Verschärfungen besprechen – danach soll Weiteres bekanntgegeben werden. Ein Pressestatement sei geplant. Im Raum stehen unter anderem weitreichende Geschäftsschließungen nach den Weihnachtsfeiertagen.

Im Gesundheitsministerium ist man aufgrund der in den vergangenen Tagen nicht weiter sinkenden Neuinfektionszahlen besorgt. Auch die Situation auf den Intensivstationen sei weiterhin angespannt. Jedenfalls notwendig wird eine neue Schutzmaßnahmenverordnung ab dem 26. Dezember. Diese muss nämlich alle zehn Tage vom Hauptausschuss des Nationalrats beschlossen werden, sofern sie, wie derzeit, Ausgangsbeschränkungen enthält.

218 Corona-Tote in 24 Stunden?

Tatsächlich halten sich die Neuinfektionen seit Tagen auf hohem Niveau. Nach 2664 am Mittwoch wurden am Donnerstag 2485 Corona-Fälle innerhalb eines Tages registriert. Einen großen Ausreißer gab es hingegen bei den Todeszahlen: Gesundheits- und Innenministerium meldeten am Donnerstag 218 Corona-Tote binnen 24 Stunden. 135 entfielen allein auf Wien – davon handelte es sich bei 120 allerdings um Nachmeldungen aus den vergangenen zwei Monaten. Der Grund: Der Unterschied zwischen den Zahlen der Wiener Behörden und jenen der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) war so groß geworden, dass sich die Bundeshauptstadt dazu entschlossen hatte, die höhere Zahl der Ages zu übernehmen.

Das grundlegende Problem ist schon länger bekannt: Will man sich über aktuelle Zahlen informieren, findet man im Dashboard der Ages ein anderes Ergebnis als beim Sozialministerium, das die Zahlen des Corona-Krisenstabs aus den Bundesländern veröffentlicht. Zwar greifen Ages und die Bundesländer auf dieselben Daten zu, die etwa von Laboren, Spitälern oder Bezirkshauptmannschaften gemeldet werden, verarbeiten diese aber in unterschiedlichen Systemen.

Beim Bereinigen der Daten wird dann unterschiedlich vorgegangen: Die Ages ordnet die Todesfälle ihrem Sterbedatum zu, die Behörden gehen nach dem Tag der Meldung. Zu Diskrepanzen führen auch Verzögerungen in den jeweiligen Meldesystemen oder Verschiebungen zwischen Bundesländern. Zudem gilt laut Definition der Weltgesundheitsorganisation, dass auch jene Fälle als Corona-Tote gelten, bei denen erst nach dem Todeszeitpunkt eine positive Testung erfolgt ist. Diese Fälle führen zu weitreichenden Nachmeldungen der gesamten Zeitreihe.

Weitere Nachmeldungen erwartet

Das Gesundheitsministeriums weist darauf hin, dass mit solchen Nachmeldungen auch in den kommenden Tagen erneut gerechnet werden muss. Eine korrekte tagesaktuelle Darstellung ist dadurch kaum möglich. Die Übernahme der Ages-Zahlen für die Wiener Todesfälle soll jedenfalls künftig unnötige Verwirrungen und Inkonsistenzen verhindern. (Irene Brickner, Davina Brunnbauer, Katharina Mittelstaedt, 17.12.2020)