Aschbacher studierte Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck, seit 1989 arbeitet er für die Europäische Weltraumorganisation.

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Josef Aschbachers Faszination für den Weltraum begann im Sommer 1969. Als der damals Siebenjährige am elterlichen Bergbauernhof in Ellmau bei Kufstein im Fernsehen die erste astronautische Mondlandung mitverfolgte, war ihm klar: Er wollte auch etwas machen, das mit dem All zu tun hat. Statt in die Landwirtschaft stürzte er sich fortan in die Wissenschaft – und machte in der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) Karriere. Jetzt wurde er an ihre Spitze gewählt.

Gestern, Mittwoch, wurde Aschbacher als nächster Generaldirektor der Esa auserkoren. Er wird dieses Amt als Nachfolger des Deutschen Jan Wörner kommenden Juli antreten – exakt 52 Jahre nachdem die ersten Menschen den Mond betraten. Den Esa-Generaldirektor stellten bisher vor allem die großen Mitgliedsstaaten der Weltraumorganisation. Dass mit Aschbacher nun erstmals ein Österreicher mit dem Chefposten betraut wird, ist beachtlich.

Mitentwickler des Copernicus-Programms

Aschbacher studierte Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck. Schon nach seiner Dissertation 1989 heuerte er bei der Esa an. Auf mehrjährige Aufenthalte in Italien und Asien, wo er am Asian Institute of Technology in Bangkok Erdbeobachtungsmethoden mit Radartechnologien und Bildverarbeitung lehrte und die Interessen der Esa in Südostasien vertrat, folgte seine Beteiligung an der Entwicklung des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus.

Weitere Stationen führten den Meteorologen nach Paris und dann erneut nach Italien, 2016 wurde er schließlich Direktor für Erdbeobachtung bei der Esa. Damit war er auch der erste Österreicher, der es an die Spitze eines Direktorats der Organisation geschafft hat.

Daten zum Klimasystem

Den Erfolg des Copernicus-Programms umriss Aschbacher im Gespräch mit dem STANDARD einmal so: "Ich habe meine Dissertation mit Daten der Nasa gemacht, heute sind amerikanische Studenten interessiert, unsere Daten zu bekommen, weil wir die beste Datenquelle anbieten."

In der Erforschung unseres Planeten vom Weltall aus sieht der Vater von drei Kindern einen grundlegenden Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel. Man müsse aber aufpassen, dass man beim Anblick der Satellitenaufnahmen, die die "verbrecherische Umweltzerstörung" auf unserem Planeten zeigen, nicht ganz den Glauben an die menschliche Vernunft verliere.

Eine Reise ins All blieb Aschbacher, der sich als Student erfolglos als Astronaut für die Mission Austromir beworben hatte, zwar verwehrt. Für irdische Verhältnisse ist er nun dennoch ganz oben angekommen. (David Rennert, 17.12.2020)