Die Schuhdesignerin Simone Springer wohnt mit ihren Töchtern in einer Altbauwohnung in Wien-Mariahilf. Hier wartet noch das eine oder andere Projekt auf einen Tischler.

"Ich wohne seit fünf Jahren mit meinen beiden Töchtern in dieser Wohnung in Wien-Mariahilf. Wir mussten damals relativ schnell etwas Neues finden und aus unserer alten Wohnung raus. Ich wollte in den sechsten Bezirk, weil ich im Werkstättenhof in der Mollardgasse arbeite und meine Töchter in der Nähe in die Schule gehen. Zwei Monate hatten wir für die Wohnungssuche. Einen Monat habe ich mir Zeit gegeben, um etwas zum Kaufen zu finden. Das war ein totales Fiasko.

Simone Springer an ihrem Lieblingsort in der Küche in ihrer Altbauwohnung im sechsten Bezirk.
Foto: Lisi Specht

Letztendlich habe ich die erste Mietwohnung genommen, die ich mir angeschaut habe. Es war ein unrenovierter Altbau, und ich fand das gleich supercharmant. Wir mussten also ein wenig renovieren. Die Wohnung hat einen kleinen Balkon und alte Türen mit geschliffenen Gläsern. Ein Zimmer hat sogar noch einen alten Ofen, den wir jetzt im Winter anheizen. Die Wohnung liegt im vierten Stock, und das Haus hat keinen Lift. Das hält uns also fit.

Preislich ist die Wohnung in Ordnung. Sie hat 85 Quadratmeter. Es gibt eine Wohnküche, ein Schlafzimmer und ein Kinderzimmer, das sehr groß ist. Aber nachdem die eine Tochter zwölf ist und die andere neun, bedarf es da einer Raumtrennung. Momentan machen wir das noch mit Regalen. Aber ein befreundeter Tischler tüftelt gerade an einer besseren Lösung. Eigentlich hatten wir ja gehofft, das noch vor dem zweiten Lockdown hinzukriegen. Aber das hat sich leider verzögert.

Unsere Einrichtung ist ziemlich durchmischt, würde ich sagen. Einen Teil haben wir aus der vorigen Wohnung mitgenommen. Dann haben wir noch ein paar dänische Möbel, alte Thonet-Sessel, ein neu überzogenes 1950er-Jahre-Sofa, Tatamis und Teppiche aus Marokko. Es ist ein Mix mit Style.

Der alte Bauernkasten ist zwar nicht sehr funktional, aber er muss trotzdem in jede neue Wohnung mit.
Fotos: Lisi Specht

Das für mich wichtigste Möbelstück ist ein alter Bauernkasten, den ich vor vielen Jahren geschenkt bekommen habe und in dem ich meine Textilsammlung aufbewahre. Der Kasten ist ein wildes Ding, muss ich gestehen. Er ist überhaupt nicht funktional, aber er muss in jede neue Wohnung mit, auch wenn alle immer jammern, dass man ihn nicht zerlegen kann. Aber dieser Kasten erinnert mich ein bisschen an meine Kindheit. Vor dem Kasten wird heuer auch unser Christbaum aufgestellt. Er ist schon ausgesucht und wird am 24. Dezember geliefert.

Hier ist alles organisch gewachsen, und das wird es auch weiterhin. Was noch fehlt, ist die Organisation des Eingangsbereiches, der bei uns ein langer Schlauch ist. Und wir brauchen eine Lösung für die Schuhe. Ich mache seit 20 Jahren Schuhdesign und habe zwei Töchter ... Es stehen also wahnsinnig viele Schuhe herum. Bisher hatten wir sie in einer alten Truhe meiner Urgroßmutter im Vorhaus. Aber da wird’s wohl auch eine Tischlerlösung brauchen.

Als "Mix mit Style" bezeichnet Simone Springer die Einrichtung ihrer Altbauwohnung.
Fotos: Lisi Specht

Unser Lieblingsort ist die Küche. Wir kommen erst gegen Ende des Nachmittags nach Hause. Dann haben alle Hunger, es wird gekocht und der Tag besprochen. Wir sind gern zu Hause, aber wir gehen auch gerne raus. Im Sommer machen wir Picknicks auf unserem Balkon, obwohl er winzig ist.

Ich bin schon oft übersiedelt, habe eine Weile in London gelebt und bin allein dort sechsmal umgezogen. Bei der Wohnungssuche in London habe ich auch gelernt, unkonventionell zu denken. Man muss manchmal ein bisschen eine Schneid haben. Damals, in den 1990er-Jahren, suchte man noch in der Zeitung nach einer Wohnung, aber damit hatte ich kein Glück. Also bin ich einfach losgezogen. Ich ging in der Straße, in der mein College war, in die Läden rein und fragte, ob im Haus ein Zimmer frei wäre. Innerhalb eines Tages hatte ich eines.

Für mich ist diese Wohnung ein Ort, um aufzutanken. Und vor allem auch, um zu schlafen. Wohnen hat für mich nichts Darstellerisches. Ich habe nicht das Gefühl, ich muss mich repräsentieren. Wir haben für dieses Wohngespräch auch nicht mächtig zusammengeräumt. Es ist, wie es ist. Das ist jetzt eine Wohnung, in der ich länger bleiben möchte. Aber ich muss hier auch nicht unbedingt sterben. Ich habe kein gedankliches Problem damit, mich wieder zu verändern. Was mich allein davon abhält, ist die Packerei." (21.12.2020)