Einkaufen im Dezember war ein kurzes Vergnügen. Nach elf Tagen schließen die Geschäfte voraussichtlich wieder.

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WIen – "Der Handel ist wie ein Patient: Kurze Zeit erhält er Bluttransfusionen. Dann dreht man sie ihm wieder ab." Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer, sieht in seiner Branche Fatalismus grassieren. Der drohende dritte Lockdown sei ein Schlag in den Nacken.

Er selbst habe in seinem eigenen Textilgeschäft in der Wiener Innenstadt seit November nahezu 90 Prozent des Umsatzes verloren. Mit einer weiteren staatlichen Kompensation für die entgangenen Geschäfte im Jänner rechnet er nicht. Viele Signale deuteten darauf hin, dass sich die Wirtschaft künftig mit einem Fixkostenzuschuss zufriedengeben müsse.

"Kein halbschwangerer Lockdown"

Wenn der Handel die Krot schon schlucken müsse, dann brauche es diesmal "einen richtigen und keinen halbschwangeren Lockdown", der die Infektionszahlen effektiv senke, fordert Trefelik. Entscheidend für seine Branche seien wasserdichte Verordnungen der Regierung, die alle Händler akzeptierten. Keinesfalls dürften etwa Spar, Hofer und Lidl die Sortimentsbegrenzung erneut ignorieren und weiterhin im großen Stil neben Lebensmitteln auch Non-Food verkaufen.

Unter dem Weihnachtsbaum liegen heuer vor allem Gutscheine und Geldgeschenke. Wie entzerrt man den aufgestauten Kundenansturm im Handel, wenn erst Mitte Jänner wieder geöffnet werden darf?, fragt sich der Handelsobmann. Für die meisten Händler führe aufgrund der übervollen Lager kein Weg mehr an starkem Ausverkauf vorbei. "Sie brauchen Liquidität, müssen Platz für neue Ware schaffen." Unternehmen für Aktionspolitik zu verurteilen, wenn die Alternative sei, komplett zuzusperren, sei künftig nicht mehr zulässig.

Ruf nach Click & Collect

Der Handelsverband sieht durch den dritten Lockdown 60.000 Arbeitsplätze akut gefährdet, was die soziale und wirtschaftliche Lage massiv verschärfe. Hilfsgelder an den Handel müssten ab dem ersten Tag der Schließung fließen. Kontaktloses Click & Collect, das Abholen bestellter Ware vor den Geschäften, gehöre ebenso erlaubt.

Sollte es zu einer Testpflicht ab 18. Jänner kommen, könne der Handel dafür nicht die Kontrollfunktion übernehmen, stellt Handelsverbandschef Rainer Will klar. Er hält Negativanreize für den Zutritt zu Geschäften für wenig sinnvoll. Will appelliert für Einkaufsgutscheine für all jene, die sich freiwillig testen lassen. (Verena Kainrath, 18.12.2020)