Mit dem Zwang in den digitalen Raum haben jene Lehr- und Weiterbildungsanbieter, die vor Corona schon digital fit waren, einen großen Vorsprung erhalten. Andere kämpfen ums Überleben.

Das ist auch in der Start-up-Szene so: Manche machen gerade unerwartet ein Riesengeschäft, andere lösen sich auf und müssen sich um neue Jobs umsehen. Felix Ohswald und Gregor Müller gehören mit GoStudent zur ersten Gruppe der Start-ups. Die digitale Lernplattform für Online-Unterricht und Nachhilfe bietet – mittlerweile in mehreren europäischen Ländern – kostenpflichtige Einzelkurse für alle Schulfächer an. Homeschooling hat dabei kräftig angeschubst – zumindest bei jenen Eltern, die es sich leisten können.

Einer hauseigenen Untersuchung zufolge haben die Lehren des ersten Lockdowns das Geschäft gebracht: Insgesamt wurden vom 10. bis 18. November 852 befragt. Während des ersten Lockdowns im März 2020 sahen noch mit etwa fünf Prozent nur wenig Eltern Anlass dazu, elektronische Nachhilfe für ihr Kind in Anspruch zu nehmen.

Vor dem erwarteten zweiten Lockdown wollten jedoch vermehrt Eltern nachhelfen. Im September wurden demnach bereits 12,6 Prozent und im Oktober sogar 19,5 Prozent neue Nachhilfestunden auf der Plattform gebucht.

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Wenn möglich zumindest die Rolle der Nachhilfelehrerin abgeben – und zwar auch in den digitalen Raum. Das entwickelt sich zu einem Trend.
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Homeschooling als Katalysator

"Die gesamte Ed-Tech-Branche nahm auch schon im Jahr 2019 – vor der Covid-Krise – an Fahrt auf", erklärt Felix Ohswald, Gründer und CEO von GoStudent. "Nun haben wir festgestellt, dass die damit einhergehenden Schulschließungen und das Distance-Learning bzw. Homeschooling wie ein zusätzlicher Beschleuniger wirken."

Insgesamt beobachtet GoStudent eine immer höhere Akzeptanz gegenüber Online-Nachhilfe-Angeboten: War im Februar 2020 noch für rund ein Drittel der potenziellen Eltern Online-Nachhilfe ein Knock-out-Kriterium, sprachen sich im September 2020 nur noch fünf Prozent dagegen aus. Mathe ist mit 60 Prozent das beliebteste Fach für die Online-Nachhilfe. Danach folgen Sprachen, allen voran Englisch, aber auch Deutsch und Französisch werden als relevant empfunden.

Knapp 70 Prozent der Kinder, die bei GoStudent Online-Nachhilfe beziehen, sind zwischen zwölf und 17 Jahren alt. Regional betrachtet, spielt es bei der Inanspruchnahme zudem kaum eine Rolle, ob die Kinder in der Stadt (54 Prozent) oder auf dem Land leben.

Organisation als größte Herausforderung

Doch wie groß waren die Auswirkungen von Corona wirklich auf den diesjährigen Schulstart im Sommer? Die Eltern sind hier geteilter Ansicht: 41,2 Prozent betrachten den Schulstart als sehr positiv oder positiv, und 42,9 Prozent der Eltern antworteten, dass das neue Schuljahr negativ bzw. sehr negativ und mit Herausforderungen behaftet war. Die restlichen Eltern sahen laut der Umfrage sogar gar keine Unterschiede zum vorherigen Jahr.

Am meisten bemängelten die Eltern die organisatorischen Herausforderungen, die im Umgang mit der Pandemie entstanden. (red, 21.12.2020)