Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer sind im "Tatort" am Sonntag "Unten".

Foto: ORF/Superfilm/Philipp Brozsek

Herbergssuche in Wien: Eine Mutter und ihr Kind suchen im Obdachlosenheim eine Unterkunft, werden abgewiesen und landen in der Notschlafstelle. "Alles wird gut", sagt die Mutter. Ihren eigenen Überlebenskampf führen Indy und Tina. Die zwei streunen durch die Stadt und finden im Abbruchhaus Gregor Aigner, früher Journalist und durch unglückliche Umstände ebenfalls obdachlos und tot. "Reinstes DNA-Paradies", sagt der Pathologe. Bibi Fellners finstere Miene verrät: Da stimmt was nicht.

Alle haben irgendwie ihre Geschichten, und eins führt zum anderen in diesem österreichischen Tatort am Sonntag um 20.15 Uhr in ORF 2 und ARD. Der ehemalige Journalist Aigner war an einer Geschichte über illegale Bankgeschäfte dran und wurde als Unbequemer gekündigt. Erste Verdächtige ist Tina, weil der (mittellose) Tote seine Lebensversicherung auf sie überschrieben hatte – kurz bevor er starb. "Mord aus Eifersucht, kombiniert mit Erbschaft und Drogen", mutmaßt Moritz Eisner. "Da ist mehr", sagt Fellner und hat recht – aber irgendwie auch wieder nicht.

Verschwörung, Sucht, Entführung – alles dabei

Wohlstandsverlust, Verschwörungstheorien, Suchtpsychosen, Crystal-Meth-Deal, eine Entführung und ein handfester – gegen Ende zu recht irrwitziger – Medizinskandal: Dieser Fall nach dem Buch von Thomas Christian Eichtinger und Samuel R. Schultschik und der Regie von Daniel Geronimo Prochaska ist voller kriminellen Potenzials. Und doch war das Eisner-Fellner-Duett schon einmal dynamischer. Atmosphärisch und erzählerisch gelingt es kaum, dorthin abzutauchen, wohin der Titel verspricht. Bis auf einen unterhaltsamen Besuch in der Brazilian-Bar bleibt das Milieu weitgehend undurchdrungen, die Folge insgesamt eine Spur zu schnörkellos. (Doris Priesching, 19.12.2020)

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