In einem Corona-bedingt nun frei gewordenen, großen Saal des Hotels Intercontinental in Wien soll Ende Jänner eine kleine Kunstmesse stattfinden.

Foto: Regine Hendrich

Wer die Wiener Galerienszene gelegentlich mit einer Schlangengrube vergleicht, liegt nicht so falsch. Sonst harmlose Nattern wachen eifersüchtig über Ambitionen anderer. Darüber hütet eine verdienstvolle Königskobra mit gefürchteter, weil in wichtige Beiräte reichenden Macht. Dazu kommt ein ungeschriebenes Gesetz: Wer sich ihres Segens nicht vergewissert, dem droht ein Donnerwetter wegen vermeintlicher Unkollegialität.

Zusammengefasst: Hinter den Kulissen brodelt es dieser Tage wieder mal gewaltig. Der Stein des Anstoßes ist allerdings nicht die diese Woche bekannt gewordene und für Mai 2021 vorgesehene Messe Spark Art Fair Vienna, sondern ein für Ende Jänner im Hotel Intercontinental anberaumtes Miniformat.

Anders als bei Myriam Charims und Gabriele Senns schon länger währenden exklusiven Kooperation mit dem Park Hyatt, handelt es bei der "Interconti" um eine auf elf Tage (28. 1. – 7. 2. 2021) befristete Verkaufsausstellung einer kleinen Gruppe von Galerien.

"Interconti"

Dazu gehören die Initiatoren Henrikke Nielsen, Sophie Tappeiner und Emanuel Layr, als Vertreter der jungen Galeriegeneration, und noch zehn weitere, darunter Martin Janda oder auch Rosemarie Schwarzwälder (nächst St. Stephan).

Charim, Senn oder Ursula Krinzinger nehmen nicht daran teil. Die Idee zur "Interconti" war vergleichsweise spontan entstanden. Durch eine Absage war ein etwa 450 Quadratmeter großer Konferenzraum frei geworden, in dem die Teilnehmer 13 große Vitrinen bespielen, die das Museum für angewandte Kunst günstig vermietet. Dazu kommt eine filmische Begleitung online, die zusätzliches und auch internationales Interesse wecken soll.

Im Hinblick auf Pandemie-bedingte Beschränkungen übt man sich in Optimismus. Auch Renger van den Heuvel, der von einer Verbesserung der Situation bis in den Mai ausgeht, wenn das Spark-Debüt in der Marx-Halle auf dem Programm steht. Nach acht Jahren an Bord der Viennafair und der nachfolgenden Viennacontemporary (VC) zog sich der Niederländer nach der Auflage 2019 als Managing Director zurück.

Keine Konkurrenz

Er brauchte eine Pause, gesteht er im STANDARD-Gespräch ein. Ob er, angesichts der Verlautbarung diese Woche, schon einen Anruf von Dmitry Aksenow, dem VC-Mehrheitseigentümer bekam? Es gebe Gespräche im Hinblick auf Kooperationen, erklärt van den Heuvel und wischt damit etwaige Konkurrenztheorien vom Tisch. Denn die neue Messe sieht sich als Ergänzung, nicht nur aufgrund ihres Mai-Termins, der sich auch in den internationalen Messekalender fügt. Ihr Konzept zielt auf bis zu 85 Solopräsentationen ab, nicht zu verwechseln mit der Anzahl der Teilnehmer.

Inhaltlich soll es um die Bandbreite von Kunst seit 1945 gehen. Ob neben den Galerien auch der Kunsthandel willkommen sei? Durchaus, bestätigt der Messemacher, dem in der Szene hervorragende Qualitäten attestiert werden. Eine künstlerische Leitung wird es übrigens nicht geben. Diese Funktion sollen Kuratorinnen und Kuratoren übernehmen, die im Idealfall auch in der Sammlerszene bestens vernetzt sind: Denn über den Erfolg einer Messe für die Teilnehmer bestimmen immer noch die Käufer. (Olga Kronsteiner, 19.12.2020)