Prognose für Österreichs Medien 2021: Eva Blimlinger, Mediensprecherin der Grünen.

Foto: Andy Urban, Illu: Armin Karner

Eva Blimlinger, Mediensprecherin der Grünen, im Etat-Fragebogen zur Medienprognose 2021

Was erwarten Sie von 2021 für Österreichs Medienbranche? Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche, was Ihre Befürchtungen? derStandard.at/Etat hat Medienmanager*innen, Journalist*innen und Expert*innen aus Österreichs Medien- und Kommunikationsbranche und -wissenschaft mit einem Online-Fragebogen um ihre Beiträge gebeten.

Sie konnten wählen, ob sie namentlich antworten, wenn wir sie zitieren dürfen, oder anonym. Die namentlich beantworteten Fragebögen veröffentlichen wir nun in den nächsten Tagen.

"Vermutlich weitere Corona-Hilfen für Medien"

Hier die Prognosen von Eva Blimlinger, Mediensprecherin der Grünen:

Was kommt 2021 auf die Medienbranche zu? Bitte verraten Sie uns Ihre Erwartungen über Entwicklungen, Herausforderungen ...!

"Es wird ein Digitalisierungstransformationsgesetz geben, es wird vermutlich weitere Corona-Hilfen für Print und Online geben, es wird weitere Corona-Hilfen auch für den nichtkommerziellen und den kommerziellen Rundfunk geben, es werden Presse- und Publizistikförderung diskutiert werden, es wird jedenfalls einen neuen Generaldirektor oder Generaldirektorin im ORF geben. Es wird mehr reine Onlinemedien geben, und Printmedien werden vermehrt auf online umstellen. Es werden neue Formate von Medien entwickelt werden. Die Diskussionen über Medienförderung im Allgemeinen wird hoffentlich anhalten und sich verdichten."

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) geschehen? Bitte verraten Sie uns Ihre Hoffnungen (und warum Sie darauf hoffen)!

"Es sollte jedenfalls die Medienvielfalt erhalten und ausgebaut werden, es sollten jedenfalls Arbeitsplätze für Journalist*innen erhalten und weitere geschaffen werden, es sollte eine nach Qualitätskriterien orientierte Medienförderung geben, es sollte eine Haushaltsabgabe zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und öffentlich-rechtlicher Inhalte eingeführt werden, es sollten Kriterien für Anzeigen der Bundesregierungen abseits der sogenannten 'Trimmel-Formel'* entwickelt werden, es sollte ein Player unter Einbeziehung möglichst vieler Medienunternehmen online gehen, es sollte der nichtkommerzielle Rundfunk und mit ihm Community-TV und -Radios gestärkt werden, es sollte eine Digitalisierungsoffensive im ORF geben, und zwar besser gestern als heute, es sollte ...

Da wären noch viele Punkte ... aber kein Platz mehr."

(* Wolfgang Trimmel wurde unter Kanzler Werner Faymann Leiter des Bundespressedienstes und entwarf in dieser Funktion nach politischen Vorgaben passende Gewichtungen aus Reichweiten laut Media-Analyse ("Krone", "Heute") und Auflagen laut ÖAK (wo sich "Österreich/Oe24" leichter tut) für Regierungsinserate.)

Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) nicht passieren? Bitte verraten Sie uns Ihre Befürchtungen (und warum Sie das befürchten)?

"Ich fürchte, dass alle Diskussionen und Vorhaben in den Hintergrund treten, sobald die Diskussionen, Gerüchte, Mutmaßungen über einen Generaldirektor oder eine Generaldirektorin des ORF beginnen, der oder die im August gewählt werden wird. Ab September schaut es dann wieder anders aus ..."

Wie werden sich Covid-19, die Pandemie und die Maßnahmen dagegen auf die Medienbranche auswirken – 2021 und, wenn Sie das erwarten, auch in den Jahren danach?

"Es wird zu einer Veränderung der gesamten Medienlandschaft kommen, was ja jetzt in Ansätzen schon zu beobachten ist, vor allem, was den ganzen Bereich Digitalisierung und Online betrifft. Es wird aus meiner Sicht notwendig sein angesichts der mittelfristigen Folgen von Covid-19, den gesamten Bereich der Medienförderung neu zu organisieren."

Medienförderung nach Qualitätskriterien

Weitere Prognosen Blimlingers zu unseren Detailfragen im Überblick:

  • "Ich äußere keine Vermutungen und schaue auch nicht in die Glaskugel": Das erklärt Blimlinger auf alle Fragen zur ORF-Besetzung 2021, ebenso zu einer Digitalnovelle für den ORF vor Sommer 2021 und zu Goodies für die übrige Medienbranche bei einer ORF-Digitalnovelle. Aber: An den Strukturen der ORF-Führung und dem ORF-Gremium wäre "vieles" zu ändern.
  • Die Regierung arbeite nicht an einer Digitalmedienförderung (nach der Etat fragte), sondern einer "Digitaltransformationsförderung", betont Blimlinger.
  • Wie wird Österreich 2021 in der jährlich erstellten Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen abschneiden? Blimlinger hofft auf "Verbesserungen" – Anfang 2020 lag Österreich nach der ÖVP/FPÖ-Regierung auf Platz 18.

(Harald Fidler, Daniela Yeoh, 22.12.2020)