Eine Wahlveranstaltung in der Zentralafrikanischen Republik. Die Stimmung im Land ist aufgeheizt.

Foto: AFP / Alexis Huguet

Bangui – Gut eine Woche vor der Parlaments- und Präsidentschaftswahl wächst in der Zentralafrikanischen Republik die Angst vor einer neuen Gewalteskalation. Die Regierung warf am Samstag dem Ex-Präsidenten François Bozizé vor, einen Putschversuch unternehmen und mit seinen Anhängern auf die Hauptstadt Bangui vorrücken zu wollen. Kurz zuvor hatten die drei größten Milizen des Krisenlands ihren Zusammenschluss bekanntgegeben. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich besorgt.

Vielschichtiger Konflikt

Seit einem Bürgerkrieg schwelt in der Zentralafrikanischen Republik ein vielschichtiger Konflikt. Der christliche Präsident Bozizé war 2013 von der überwiegend muslimischen Rebellengruppe der Séléka gestürzt worden. Rivalisierende bewaffnete Gruppen kontrollieren heute weite Teile des Landes, staatliche Strukturen sind vielerorts kaum mehr existent. Tausende Menschen wurden in den vergangenen Jahren bei Kämpfen getötet.

Bozizé hält sich nach Angaben der Regierung derzeit in der Stadt Bossembélé rund 150 Kilometer westlich von Bangui auf. Von dort aus wolle er "mit seinen Männern" auf die Hauptstadt vorrücken, sagte Regierungssprecher Ange-Maxime Kazagui. "Es handelt sich offensichtlich um einen Putschversuch", fügte er hinzu.

Kandidatur untersagt

Bozizé, der vor einem Jahr aus dem Exil zurückgekehrt war, wollte bei der Wahl am 27. Dezember eigentlich gegen Amtsinhaber Faustin Archange Touadéra antreten. Das Verfassungsgericht untersagte aber seine Kandidatur. Als Grund führten die Richter UN-Sanktionen an, die gegen Bozizé verhängt wurden, weil er Milizen unterstützt haben soll.

Die Anführer der drei größten zentralafrikanischen Milizen teilten am Samstag mit, dass sie sich zu einer Koalition zusammengeschlossen hätten. Die drei Gruppen 3R, Patriotische Bewegung für Zentralafrika und sogenannte "Anti-Balaka"-Milizen besetzen große Teile des Territoriums der Zentralafrikanischen Republik.

Die Milizen werfen dem amtierenden Präsidenten Touadéra vor, die Wahlen manipulieren zu wollen. Zuletzt hatten sie Gebiete entlang von Zufahrtsstraßen zur Hauptstadt Bangui eingenommen. Der Stadt droht nun eine Blockade.

Vereinte Nationen fordern friedliche Lösung

Guterres verurteilte die Angriffe und forderte alle Seiten auf, "ihre Differenzen friedlich zu lösen", um glaubwürdige Wahlen zu ermöglichen. Gleichzeitig verstärkte die Uno ihre Friedenstruppen im Land. Die 11.500 UN-Soldaten seien "in höchster Alarmbereitschaft", teilte die UN-Mission Minusca mit.

Die Vereinten Nationen betonten, die koordinierten Angriffe der Milizen seien ein Versuch, die Wahl zu beeinflussen. (APA, AFP, 19.12.2020)