Der irische Außenminister Simon Coveney sieht Schwierigkeiten bei den Brexit-Verhandlungen vor allem im Bereich der Fischerei.

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Dublin/London – Nach Angaben des irischen Außenministers Simon Coveney wird eine Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien in den nächsten 24 Stunden schwierig werden. Die gesamten Verhandlungen könnten an der Fischerei scheitern. "Ich sehe nicht, dass eine Einigung in den nächsten 24 Stunden einfach wird. Wir könnten eine Pattsituation bei den Fischereirechten haben", sagte Coveney laut der Zeitung "Sunday Times", wie Reuters berichtete.

"Es würde mich nicht überraschen, wenn dieses Thema (Anm. die Fischerei) die gesamten Verhandlungen zum Scheitern bringt. Es hat sicherlich die Fähigkeit dazu", so Coveney. Er könne sich nur schwer vorstellen, dass die EU-Fischereistaaten Irland, Frankreich, Belgien, Dänemark und die Niederlande ein Abkommen unterstützen würden, das über das Angebot hinausgehe, das derzeit auf dem Tisch liege.

"Größte Dummheit seit Menschengedenken"

Sehr deutliche Kritik am Brexit kommt vom Präsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB). Werner Hoyer sagt im Gespräch mit der APA: "Der Brexit ist die größte Dummheit seit Menschengedenken. Das tut weh. Er schwächt ganz Europa."

Vor allem Großbritannien selbst werde es wehtun. Nach dem Rückzug der Briten aus der EIB müsse deren Anteil an der Bank zwar zurückgezahlt werden, denn die EIB gehört allen Mitgliedsländern. Da aber alle Länder nur zehn Prozent ihres jeweiligen Kapitalanteils real eingezahlt haben und der Rest nur aus einer Haftungsverpflichtung besteht, muss die EIB auch nur diese zehn Prozent zurückzahlen, und das verteilt auf mehrere Jahre. Damit die EIB nicht an Solidität verliert, haben den britischen Anteil alle anderen Mitgliedsstaaten anteilsmäßig übernommen.

Die EIB ist derzeit doppelt so groß wie die Weltbank und einer der wichtigsten Geldgeber für den Klimaschutz und die Entwicklungshilfe. Sie ist einer der weltweit größten multilateralen Geldgeber für grüne Finanzierungen.

Die Verhandlungen zum Austritt Großbritanniens stocken weniger als zwei Wochen vor Ende der Brexit-Übergangsphase laut einem Insider. Die britische Regierung soll mit einem harten Bruch drohen. Es werde kein Handelsabkommen geben, sollte die EU nicht ihre Position deutlich ändern, hieß es am Samstagabend aus britischen Regierungskreisen. Ein harter Brexit könnte deshalb am Jahresende bevorstehen.(APA, red, 20.12.2020)