dokFilm: "Aller Anfang – Der Weg der Hebammen", hier nachzusehen in der TVThek des ORF.

Foto: ORF/Berghammer Film

Für viele ist es in der Vorstellung der schönste Beruf der Welt. Hebamme zu werden ist aber zunächst eine ordentliche Herausforderung. Mehr als 300 bewerben sich jährlich um einen von 22 Studienplätzen in einem dreijährigen Bachelor-Lehrgang. In "Aller Anfang – Der Weg der Hebammen" begleitete Karin Berghammer am Sonntag im ORF-Dokfilm um 23.05 Uhr vier Studentinnen während ihrer Ausbildung: Fachstudium inklusive Echtheitstraining im Fatsuit gehört ebenso dazu wie Dammrissnähen am Hühnerfilet.

Und erst Hebamme sein! Das ist garantiert nichts für schwache Nerven. Wir schauen unter anderem Gloria Kerbl im Wilhelminenspital zu, wie die junge Auszubildende mit beeindruckender äußerlicher Ruhe ihren Job tut, so als wäre sie schon seit Jahren in dem Job. Zum Beispiel bei einer Geburt mit schwieriger Querlage. Kerbl: "Da habe ich dann einfach die Schultern genommen und das Kind so in Führungslinie gebracht."

Was macht man mit einer Mutter in Wehen, die nicht Deutsch spricht? Wie begleitet man Eltern, deren Baby soeben bei der Geburt gestorben ist? Darf man etwas sagen, wenn der Arzt beim Kaiserschnitt äußerst roh vorgeht? (Antwort: Als Auszubildende darf man das nicht.) Umso beschämender, dass der Berufsstand unter Sparzwängen leidet, so sehr, dass Hebammen ihren Beruf nicht nach bestem Wissen und Gewissen ausüben könnten.

Geweint wird viel in dem Film, meistens aus Freude. Manchmal weine sie mit den Eltern, sagt Gloria. Je nach Tagesverfassung. Stabil sollten auch die Zuschauerinnen und Zuschauer des Films sein. Man heult sonst von Anfang bis zum Ende durch. (Doris Priesching, 21.12.2020)