Weihnachten möglichst infektionsfrei bedeutet auch Weihnachten möglichst verwandtschaftsfrei.

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Robert Michael

Seit Wochen läuft eine hitzige Debatte darüber, wie man Weihnachten feiern soll, kann, darf: allein, zu zweit, nur im engeren Familienkreis oder doch mit Oma und Opa? In der Großfamilie wie immer? Mit erlesenen Freunden?

Mehr oder weniger harte Beschränkungen im öffentlichen Leben und nach wie vor beunruhigend viele Neuinfizierte, Intensivpatienten und Tote waren die Begleitmusik dazu. Die Zahlen gingen seit November zwar deutlich zurück, sind aber noch immer viel zu hoch, eine dritte Corona-Welle ist möglich.

Die Umstände ändern sich wegen einer unsicher gewordenen Regierung fast täglich. Am Freitag überraschte sie die Nation wieder mit der Ankündigung eines harten Lockdowns bis weit in den Jänner hinein. Dieser gilt laut Türkis-Grün seltsamerweise aber erst nach den Weihnachtsfeiertagen. Bis Stefani dürfen wir kräftig shoppen, schlemmen und im knappen Dutzend abbusseln – behördlich genehmigt.

Erlaubt, aber dumm

Vernünftige Bürger lassen sich auf solche Spielchen, was von der Obrigkeit erlaubt und was verboten ist oder was gerade noch erlaubt, aber dumm ist, lieber gar nicht ein. Es ist ja zum Beispiel auch erlaubt, mit einem Nagel in der Steckdose rumzustochern oder sich die Haare in der vollen Badewanne zu föhnen. Kein Mensch von Verstand wird das tun.

Jeder Einzelne muss jetzt sehr konkret entscheiden, wie er oder sie Weihnachten verbringt, ohne sich oder ausgerechnet die einem liebsten Menschen der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus auszusetzen. Kecke Ansagen sind out.

Auf den Staat – voran auf Kurz und Co – ist kein Verlass. Kanzler und Minister, Landeshäuptlinge und Virologen geben nicht Orientierung, sondern liefern oft selbstverliebte Verwirrung. Bürgersinn ist also gefragt, das Mitdenken für alle anderen, Verantwortung – mehr denn je. Nimmt man alles in allem, gibt es nur eine vernünftige Lösung: Weihnachten allein zu Haus. Nur mit den allerengsten Familienmitgliedern statt "im Rudel". Vor allem die Alten gilt es maximal zu schützen.

Mit Großeltern kann man ohne "Bescherung" am "Heiligen Abend", wie der 24. Dezember in christlicher Tradition genannt wird, telefonieren, skypen, whatsappen – singen und beten im Netz. Geschenke sind nett, aber nicht nötig. Schenken kann man auch später. Verzicht tut einer konsumvernarrten Gesellschaft vielleicht einmal ganz gut, egal ob Christen, Atheisten, Agnostiker, Juden, Muslime, Hindus, wer immer. Weihnachten kann richtig schön werden, eine ruhige, reisefreie, infektionsarme Zeit am Ende eines Horrorjahres. Die Gefahr bleibt. (Thomas Mayer, 20.12.2020)