Die "New York Times" räumte schwere Versäumnisse ein, der Podcast "Caliphate" (Kalifat) über die IS-Miliz "den falschen oder übertriebenen Schilderungen" einer der zentralen Figuren "zu viel Glauben geschenkt", schreibt die Zeitung. Chefredakteur Dean Baquet sieht "institutionelles Versagen".

Die erfolgreiche Podcast-Reihe "Kalifat" – sie war unter anderem für den Pulitzerpreis nominiert – wurde 2018 gesendet, darin erzählte der – nach eigenen Angaben – ehemalige IS-Kämpfer Shehroze Chaudhry Details zu Hinrichtungen in Syrien am denen er angeblich beteiligt war. Im Herbst 2020 wurde Chaudhry wegen der Vortäuschung terroristischer Aktivitäten festgenommen. Daraufhin leitete die "New York Times" interne Untersuchungen ein.

Erfindung

Dabei habe man "keine unabhängigen Belege dafür finden können, dass der Mann ein IS-Henker in Syrien gewesen sei, sagte "NYT"-Chefredakteur Baquet. Es sei sogar wahrscheinlich, dass Chaudhry nie in Syrien war. "Ich denke, dieser Kerl war ein Schwindler, der das meiste, wenn nicht sogar alles, was er uns erzählt hat, erfunden hat", so Baquet.

Die "New York Times" hat die Podcast-Folge nicht gelöscht, aber mit einem Hinweis versehen. Die verantwortliche Journalistin Rukmini Callimachi entschuldigte sich. Sie soll vorerst nicht mehr über Terrorismusthemen schreiben, werde aber weiterhin für die "New York Times" arbeiten.

(red, 20.12.2020)