Ganz ehrlich? Bei den ersten Fotos vom neuen Tucson hätte man denken können, die Designer nähmen Bezug auf die koreanische Mythenwelt, auf die trickreichen, mal furchteinflößend, mal grotesk aussehenden Dokkaebi-Fabelwesen. Doch wie so oft: In natura relativiert sich der Eindruck. Ja, stimmt, das ist ein markant gezeichneter SUV, Signal: Lebe wild und verwegen. Sein Erscheinungsbild wird mehr polarisieren als bisher. Aber übel sieht er nicht aus.

Die vierte Tucson-Generation vollzieht optisch einen Paradigmenwechsel, ...
Foto: Hyundai

Zu einem ersten Kontakt kam es dieser Tage, bei einer dieser um sich greifenden nationalen Corona-Ausnahmezustands-Präsentationen mit pedantisch genau eingehaltenen Hygienemaßnahmen.

Dabei ergab sich der geschilderte revidierte optische Eindruck ebenso wie ein erster von den sonstigen, speziell fahrerischen Qualitäten, und die geben wir wie folgt zu Protokoll: Das ist ein ungemein komfortabler SUV. Mit viel Platz und vorbildlich ergonomisch orientiertem Arbeitsbereich. Dieser ganze Mittelblock mit dem großen Berührungsbildschirm neigt sich zur Fahrerin, zum Fahrer, BMW hat das einstens erstmals so markant gepflogen.

... innen ist alles gut aufgeräumt und zum Arbeitsplatz ausgerichtet.
Foto: Hyundai

Ganz auf Knöpfe und Tasten verzichtet der Tucson dabei nicht, ein paar Funktionen wie Sitz- und Lenkradheizung lassen sich noch blind anwählen. Schalthebel gibt es im Automatik-Fall auch keinen mehr, vor und zurück und Parkstellung wählt man über die zugehörigen Tasten in der Mittelkonsole an.

Wer vor Touch zurückschreckt wie der Teufel vorm Weihwasser: Den Großteil der Funktionen kann man über das schicke Vierspeichen-Multifunktionsvolant abrufen, nur bei der Sprachbedienung, da kann Hyundai, können sich auch fast alle anderen Hersteller was von BMW, Mercedes, VW-Konzern abschneiden, das klappt dort deutlich besser.

Zum Kennenlernen bewegten wir das Hybrid-Modell mit 230 PS Systemleistung, was sich zusammensetzt aus einem 1,6-Liter-Turbo -Benziner mit 180 PS und einem E-Motor mit 44,2 kW (60,11 PS). Weiters im Paket: unter der Rückbank verbaute 1,49-kWh-Lithium-Ionen-Polymer-Batterie, 6-Gang-Automatik. Das ist die momentan stärkste Antriebsvariante (dazu gleich mehr), aber kein gedopter Kraftlackl, sondern auf Effizienz ausgelegt, außer man wählt den Sport-Modus an.

Helfer in Kompaniestärke

Grafik: Der Standard

Passt insofern gut zum Gesamtcharakter, als das kommod abgestimmte Fahrwerk eher zum Gleiten als zum Hetzen verführt. Und die elektronischen Helferlein, mindestens in Kompaniestärke an Bord, sorgen dafür, dass der Wagen und seine Insassen stets wohlbehütet dorten bleiben, wo sie hingehören, auf der Straße nämlich.

Damit zum Grundsätzlichen. Der Tucson in vierter Generation (gerechnet inklusive ix35) ist mit über sieben Millionen seit 2004 abgesetzten Fahrzeugen der meistverkaufte SUV von Hyundai überhaupt. Für Europa wird er im tschechischen Noschowitz (Nošovice) gebaut, und er ist leicht in Länge (plus 20 mm), Breite (plus 15) und beim Radstand (plus 10 mm) gewachsen.

Ein ungemein komfortabler SUV mit viel Platz.
Foto: Hyundai

Im Antriebskapitel herrscht epische Breite. Zwei Diesel (116, 136 PS) werden angeboten, Letzterer ist ein 48-Volt-Mildhybrid, ferner ein "normaler" Turbo-Benziner (150 PS) und zwei mildhybride (150, 180 PS). Oben den Sack zu macht die Hybrid -Version, doch im Frühjahr kommt was noch Kräftigeres nach, ein Plug-in-Modell mit 265 PS Systemleistung und 56 km E-Reichweite.

Elektrisch gibt’s den Tucson nicht, das hat seine Gründe. Denn mit dem Ioniq 5 stößt kommenden Sommer ein SUV in Tucson-Größenordnung dazu, der – nach Muster VW MEB – auf der reinen Elektrofahrzeug-Plattform E-GMP steht. Es tut sich also was bei Hyundai. Und der Tucson tut das richtig gut. (Andreas Stockinger, 3.1.2021)