Beim Austria Center in Wien können bis zu 19.000 kostenlose Antigen-Schnelltests durchgeführt werden. Eine weitere Möglichkeit für Gratis-Schnelltests besteht seit kurzem auch bei der Teststation beim Happel-Stadion. Die Nachfrage vor Weihnachten kann aber nicht mehr befriedigt werden.

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Wien – Es war eine veritable Fehleinschätzung der Bundesländer: Die Corona-Massentests, von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ursprünglich für das vergangene Wochenende vorgesehen, wurden auf Betreiben der Länder auf Anfang bis Mitte Dezember vorverlegt. Damit, so die Intention der Länder, sollten mehr Personen zu den Massentests kommen, da eine mögliche Quarantäne bei einem positiven Ergebnis vor den Weihnachtsfeiertagen beendet wäre.

Das kostenlose Massentest-Angebot wurde aber nur äußerst spärlich angenommen: Nur knapp mehr als zwei Millionen Personen kamen zu einer der hunderten Teststationen im Land, die vom Bund angepeilte Quote von 60 Prozent der Bevölkerung wurde bei weitem nicht geschafft. In Wien beteiligten sich nur 13,5 Prozent der testberechtigten Wiener, das waren knapp 235.000 Personen.

Fast keine Termine vor Weihnachten mehr frei

Knapp vor Weihnachten werden die verbliebenen kostenlosen Antigen-Schnelltest-Stationen der Bundesländer aber überrannt. Die Nachfrage an Tests übertrifft das Angebot dabei um ein Vielfaches. Dazu kommen teils massive Verzögerungen bei den Stationen.

Montagvormittag funktionierte etwa die Online-Registrierung für den kostenlosen Antigen-Schnelltest beim Wiener Austria Center – der größten verbliebenen Teststation Österreichs – nur sehr eingeschränkt. Termine vor Heiligabend waren praktisch nicht mehr zu ergattern. Nur einige freie Slots wurden mit viel Glück und Ausdauer noch vergeben.

Laut einem Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) schaffen die Mitarbeiter beim Austria Center bis zu 19.000 Antigentest-Auswertungen pro Tag. Aktuell sind bereits mehr als 83.000 Termine bis zum 7. Jänner 2021 vergeben, heißt es auf STANDARD-Anfrage. Inklusive der Anmeldungen für die kleinere Teststraße beim Praterstadion, wo auch Antigentests für Symptomlose durchgeführt werden, gibt es bereits rund 90.000 Anmeldungen für Antigen-Schnelltests. Jede Person, die sich testen lassen will, muss sich registrieren und einen zugesendeten QR-Code zur Teststation mitnehmen.

Ausbau weiterer Teststraßen in Wien möglich

In Wien wird der Ausbau weiterer Teststraßen und somit eine Erhöhung des Gratis-Testangebots noch vor Weihnachten aktuell diskutiert. Damit könnten weitere Testtermine ermöglicht werden. "Die Nachfrage wird aber nicht erfüllt werden können", sagte ein Sprecher Hackers dem STANDARD. Für viele, die sich vor dem Weihnachtsbesuch bei der Familie noch testen lassen wollen, bleiben also hauptsächlich kostenpflichtige Schnelltest-Angebote bei Ärzten, in Apotheken oder von privaten Unternehmen übrig.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigte sich am Rande eines Medientermins am Montag zuversichtlich, dass alle Schnelltests der rund um die Feiertage angemeldeten Personen "sehr gut abgearbeitet" werden können.

Sorgen bereitet ihm vielmehr der nächste Durchgang des Massentests. Beim Freitesten Mitte Jänner nach dem nächsten Lockdown, der nach Weihnachten startet, seien "noch viele Fragen unbeantwortet". Bewohner einer Zweimillionenstadt an zwei Tagen durchzutesten erscheint ihm unrealistisch. Er appelliert hier an den Bund und mahnt Klarheit ein.

Ansturm auf Gratistests auch in der Steiermark

Nicht nur in Wien, auch in anderen Bundesländern sind kostenlose Antigentests vor Weihnachten Mangelware. So waren in der Steiermark die meisten vorab vergebenen Termine an mehreren Standorten fast ausgebucht. Einige kamen daraufhin ohne Terminvereinbarung: Vor der Grazer Messehalle bildete sich schon am Montagvormittag eine rund 100 Meter lange Schlange. Reagiert wurde in der Steiermark auf den Ansturm mit der Ausweitung von Teststraßen und verlängerten Öffnungszeiten.

Kapazitäten in Niederösterreich "ausgeschöpft"

Auch in Niederösterreich mussten die Kapazitäten ausgeweitet werden. Nach Angaben des Dashboards von Notruf Niederösterreich wurden mehr als 35.000 Anmeldungen für Gratisschnelltests registriert. Gratistestmöglichkeiten bestehen bis 22. Dezember an fünf Standorten: Amstetten, Korneuburg, St. Pölten, Wiener Neustadt und Zwettl. Bis Dienstag werden 250 Soldaten sowie zivile Bedienstete eingesetzt. Trotz der Erhöhung von zehn auf 21 Teststraßen hieß es bereits Montagmittag auf der Registrierungsseite www.testung.at: "Danke, die Anmeldung ist beendet, die vorhandenen Kapazitäten sind ausgeschöpft."

Ausgeweitet wurden die Angebote auch in Tirol, im Burgenland oder in Oberösterreich. Die etwa in Oberösterreich geplanten 2500 Gratistests pro Tag waren viel zu wenig, die Kapazität wurde am Montag zunächst verdreifacht und dann auf rund 11.100 Tests ausgeweitet.

Salzburg weitet kostenlose Teststraßen aus

Auch in Salzburg herrschte am Montagvormittag bereits reger Andrang bei den Teststraßen. Vor allem in der Stadt Salzburg, wo bei der S-Bahn-Station Europark die kostenlosen Tests angeboten werden, gab es in den ersten Stunden erhebliche Wartezeiten. Das Land hat deshalb dort zu den bestehenden vier Teststraßen zwei zusätzliche eingerichtet. Auch in Schwarzach, Mittersill, Zell am See und St. Johann wurde jeweils um eine weitere Teststraße aufgestockt.

"Wir schauen, wie sich der heutige Tag entwickelt, um abzuschätzen, ob es nur ein Hype am Anfang ist oder wirklich mehr Menschen das Angebot annehmen", heißt es vom Sprecher des Landes Franz Wieser. Ziel sei es, jedenfalls so vielen Menschen wie möglich den Test zu ermöglichen. Zusätzlich gebe es noch die Apotheken und Hausärzte, bei denen jedoch auch schon viele ausgebucht seien. Einen Mangel an Testmaterial gebe es in Salzburg jedenfalls nicht, erklärte Wieser auf Nachfrage. (David Krutzler, Stefanie Ruep, Rosa Winkler-Hermaden, 21.12.2020)