Als das GNOME-Projekt im April 2011 die Version 3.0 seiner Software vorstellte, sorgte dies für kontroverse Diskussionen in der Linux-Welt. Hatte man sich doch zu einem deutlichen Bruch mit den User-Interface-Konzepten von GNOME 2.x entschlossen, das Ergebnis gefiel längst nicht allen. Doch das Projekt blieb seinen Konzepten treu, auch wenn es natürlich über die Jahre hinweg einige Detailanpassungen gab.

Redesign

Zehn Jahre später kommt nun das nächste Redesign: In einem Blogposting kündigt das Entwicklerteam für die GNOME Shell eine Art optische Generalüberholung der zentralen Desktop-Komponente an – und damit auch der Art, wie mit mehreren Workspaces interagiert wird.

Ein Design-Entwurf der neuen Aktivitätsübersicht.
Grafik: GNOME

Die aktuellen Entwürfe zeigen dabei zunächst einmal eine Neugestaltung der Aktivitätsübersicht. In dieser werden die Workspaces nun seitlich nebeneinander angeordnet dargestellt, die Vorschau ist leicht herausgezoomt. Die wichtigsten Apps zum Schnellstart werden in einem Dock angezeigt, das von seiner alten Position am linken Bildschirmrand nach unten gewandert ist. Die gerade laufenden Programme werden in dieser Ansicht automatisch angeordnet, um ihr Verschieben auf andere virtuelle Desktops zu erleichtern. Über all dem gibt es eine Suchfunktion und das gewohnte Toppanel.

Erster Eindruck

Diesem Modus soll dabei künftig auch größere Prominenz zukommen, wird er doch gleich nach dem Systemstart angezeigt. Damit will man einer Kritik am aktuellen GNOME-Design begegnen, nämlich dass die Übersicht zu gut versteckt ist. Mit dem neuen Ansatz gibt es dann also direkt einen sichtbaren Zugriff auf die wichtigsten Programme.

Ebenfalls neu gestaltet wird die Programmübersicht. In dieser sind die offenen virtuellen Desktops in einer Miniform nun auch zu sehen. Nicht zuletzt soll dies den Eindruck vermitteln, dass hier immer weiter herausgezoomt wird aus der eigentlichen Arbeitsumgebung. Zudem sind die einzelnen Seiten künftig auch an dieser Stelle horizontal statt wie bisher vertikal angeordnet.

Die App-Übersicht orientiert sich am Status quo, integriert aber gleich eine Minivorschau auf die aktuell genutzten virtuellen Desktops.
Grafik: GNOME

Zeitplan

Die Entwickler betonen, dass all das das Ergebnis eines langen Designprozesses samt mehrerer Nutzerstudien ist. Ziel sei es, die Änderungen bereits in die kommende Version 40 des Desktop aufzunehmen, die im März veröffentlicht werden soll. In Folgeversionen sollen dann andere Teile der Oberfläche überarbeitet werden.

Doch ein großes Update

Damit zeichnet sich auch ab, dass GNOME 40 eine wesentlich bedeutsamere Release wird, als man ursprünglich geplant hatte. Immerhin hatten die Entwickler zunächst betont, dass dies nur eine Fortsetzung der GNOME-3.x-Reihe unter neuem Versionierungsschema ist. Mit dem aktuellen Redesign und der unlängst erfolgten Veröffentlichung von GTK 4.0 – und damit des dem GNOME-Desktop zugrundeliegenden Toolkits – kommen nun aber einige zentrale Neuerungen zusammen. (Andreas Proschofsky, 21.12.2020)