Bild nicht mehr verfügbar.

Emer Cooke hat ihre Position erst seit Mitte November inne. Beworben hatte sie sich bereits vor der Pandemie.

Foto: AP / EMA

Es ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt, zu dem die Irin Emer Cooke als erste Frau die Führung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) übernimmt. Auf dem Höhepunkt einer weltweiten Jahrhundertpandemie tritt die gelernte Apothekerin unmittelbar und ohne Schonfrist ins Rampenlicht. Am Montag gab die 59-Jährige in einer Pressekonferenz bekannt, dass dem Impfstoff des deutschen Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer nach sorgfältigen Überprüfungen eine bedingte Marktfreigabe erteilt werde. Damit rückt der Beginn der ersehnten Impfungen in Europa wieder einen Schritt näher.

Für viele Kritiker kommt die Freigabe zu spät, schließlich haben die USA und Großbritannien den Impfstoff längst mittels Notfallzulassung im Einsatz. Von derartig übereilten Handlungen hält die erfahrene Top-Pharmazeutin reichlich wenig: Viel wichtiger als eine schnelle Zulassung sei "eine gründliche Überprüfung von Nutzen und Risiken des Impfstoffes", der vor allem "sicher, wirksam und von hoher Qualität" sein müsse, mahnte sie zur Vernunft. Verschwörungstheorien über Impfungen und die Rolle der Pharmakonzerne will Cooke vor allem mit Transparenz begegnen.

Jahrzehntelange Berufserfahrung

Für ihre Unbestechlichkeit und Professionalität ist Cooke, aufgewachsen in Dublin, in Fachkreisen seit langem bekannt und geschätzt. Die am Dubliner Trinity College ausgebildete Pharmazeutin und Betriebswirtin verfügt über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung bei der internationalen Arzneimittelregulierung. Bis 2002 leitete sie die pharmazeutische Abteilung der EU-Kommission. In der EMA ist sie eine alte Bekannte, war sie dort doch unter anderem als Leiterin für internationale Angelegenheiten tätig, bevor sie 2016 zur WHO wechselte.

Zu ihren Aufgaben dort gehörte auch die Qualitätssicherung in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten. Mit politischen Interventionsversuchen umzugehen dürfte also nichts Neues für sie sein. Geleitet habe sie dabei immer auch ihr "Herz für die Volksgesundheit", wie es eine Wegbegleiterin gegenüber dem Onlinemedium Politico formuliert.

Neben der Herausforderung, die die Pandemie für die EU derzeit offensichtlich darstellt, sieht Cooke aber noch ein weiteres zentrales Problem, dem sie sich vorrangig widmen will: Antibiotikaresistenzen. Daran würden wahrscheinlich in den nächsten Jahren mehr Menschen sterben also an Covid-19, warnt Cooke. (Manuela Honsig-Erlenburg, 21.12.2020)