Im Kugelhagel des Attentäters starben vier Menschen. Auf der Tatwaffe stellten die Spurensicherer DNA von einem Mann sicher, der nun in U-Haft genommen wurde.

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Über die beiden Männer, die am vergangenen Freitag im Zusammenhang mit dem Wiener Terroranschlag vom 2. November festgenommen worden waren, wurde am Montag die U-Haft verhängt. Sie stehen im dringenden Verdacht, durch Unterstützung des Attentäters im Vorfeld des Anschlages einen Beitrag zu den Verbrechen des Mordes, der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung und einer kriminellen Organisation geleistet zu haben, hieß es am Landesgericht Wien.

Damit befinden sich in der Causa derzeit insgesamt elf Personen hinter Gittern. In zumindest einem Fall läuft noch eine Haftbeschwerde beim Oberlandesgericht. Mehrere ursprünglich Beschuldigte wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt.

DNA-Spur auf Tatwaffe

Bei einem der beiden neuen Verdächtigen gibt es eine direkte Spur zum von der Polizei getöteten Attentäter: Auf der Tatwaffe, mit der in der Wiener Innenstadt vier Menschen erschossen worden waren, stellten die Spurensicherungsexperten DNA des Verdächtigen sicher. Er muss sie also entweder einmal in Händen gehabt haben oder der Waffe sehr nahe gekommen sein. Um welche Art von DNA-Spur es sich handelt, wollen die Ermittler noch nicht in den Medien lesen.

Profil in Datenbank

Klar ist, dass die Person, der die DNA zugeordnet wurde, bereits einmal mit den Behörden in Kontakt gekommen sein muss. Denn das Profil war bereits in der Datenbank und führte zu dem 26-jährigen österreichischen Staatsbürger mit afghanischen Wurzeln, der vor vier Tagen von der Cobra festgenommen wurde und nun so wie ein weiterer Verdächtiger in U-Haft landete.

Seit Wochen werden hunderte Fingerabdrücke und DNA-Spuren, die an den Tatorten und in der Wohnung des Attentäters sichergestellt worden sind, mit entsprechenden Datenbanken abgeglichen. Es ist nicht auszuschließen, dass es weitere Hits gibt. Spuren, die noch keiner Person zuzuordnen sind, schlummern in der Datenbank und werden vielleicht einmal ein sogenannter Cold Hit, also ein Zufallstreffer.

DNA von 35.000 Tatorten

Mit Stand 1. Oktober 2020 waren in der nationalen Datenbank 244.000 DNA-Personenprofile von Straftätern erfasst. Seit 1997 wurden mithilfe der DNA-Datenbank des Bundeskriminalamtes rund 26.400 Tatverdächtige identifiziert, die an 33.500 Tatorten ihre biologischen Spuren hinterlassen haben. Im Schnitt kann Kommissar DNA rund 200 Delikte pro Monat klären.

Tötungsdelikte rückläufig

Für erfahrene Kriminalisten wie Dietmar Berger vom Landeskriminalamt Wien sind die DNA-Erfolge sogar ein Mitgrund dafür, dass Tötungsdelikte kontinuierlich zurückgehen. Im Vorjahr wurden in Wien 15 Fälle von Mord und Totschlag registriert, heuer waren es bisher – inklusive Terroranschlag – zehn. (Michael Simoner, 21.12.2020)