Noch stehen die Skilifte. Ob die Aufstiegshilfen ab 26. Dezember in Schwung kommen, ist ungewiss.

Foto: APA/Barbara Gindl

Österreich ist anders. Nachdem sogar viele Kantone der in der Pandemiebekämpfung liberalen Schweiz die Skilifte gesperrt haben, wird hierzulande über die Rahmenbedingungen der Pistengaudi ab 24. Dezember diskutiert. So erregte die von der Regierung angekündigte Pflicht zur Verwendung von FFP2-Masken die Seilbahnbetreiber, auch die Ausspeisung vor Skihütten sorgt für Diskussionen. Im Raum stand, dass einige Skigebiete wegen zu starker Eingriffe doch nicht öffnen könnten.

"Die Frage des Aufsperren-Könnens stellt sich schwer, wenn man die Bedingungen noch nicht kennt", sagt der Sprecher der Salzburger Seilbahnen, Erich Egger. "Es gibt Kollegen, die sagen, mit diesen Vorgaben sperren wir gar nicht auf. Der Großteil wird aber wohl trotzdem aufsperren."

"In U-Bahn jeder Fetzen erlaubt"

Der Ärger unter den Seilbahnmanagern ist groß, vor allem was die geplante FFP2-Masken-Pflicht betrifft. "Das ist eine Zumutung. In der Wiener U-Bahn ist jeder Fetzen erlaubt, aber bei uns in den Kabinen muss eine hochwertige medizinische Maske getragen werden", kritisiert Egger. Die Maßnahme wurde am Freitag von Vizekanzler Werner Kogler von den Grünen angekündigt. Dann hatte es den Anschein, die Seilbahnwirtschaft hätte sich mit ihrem Widerstand durchgesetzt. Montagabend stand dann doch die FFP2-Masken-Pflicht in der neuen Verordnung des Gesundheitsministeriums. Dessen Ressortchef Rudolf Anschober (Grüne) ließ in der "ZiB 2" keinen Zweifel daran, dass sich an den Plänen vorerst nichts ändern werde.

Zum Unmut der Bahnen: Mund-Nasen-Schutz, Schlauchschals oder Baumwollmasken seien überall akzeptiert, ob im Handel, der Apotheke oder beim Arzt. "Aber bei der Seilbahnkabine, die nur zur Hälfte gefüllt ist, wo die Leute nur kurze Zeit drinnen sind und die mit frischer Bergluft durchflutet ist, braucht es einen FFP2-Maske", ärgert sich Egger. Das entbehre einer gewissen Logik.

Seilbahnbetreiber in Rage

"Ich und meine Kollegen sind sehr enttäuscht über dieses Hin und Her. Wir haben uns monatelang vorbereitet und Konzepte entwickelt, und jetzt wird alles vom Tisch gewischt", betont der Seilbahnsprecher. "Die Zeit rennt uns davon. Jeder Tag kostet wertvolle Vorbereitungszeit", sagt Egger.

Am Arlberg wurde schon für die Skirennen in Zürs viel vorbereitet.
Foto: APA/Johann Groder

Ein Take-away bei den Skihütten wird es in diesem Winter nicht geben, sagt der Salzburger Seilbahnensprecher. "Ob das dann rechtlich hält, wird man sehen." Einige Skihüttenbetreiber werden das prüfen lassen, da es Nachteile im Vergleich zur Talgastronomie gebe.

Am Samstag hatte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) schon deponiert, dass die Ausspeisung vor den Skihütten nicht untersagt werden könne, da sie anderswo auch erlaubt sei. Ihr Parteikollege Wilfried Haslauer ist allerdings gegen Ski-Take-away.

Sorge ums Image

Der Salzburger koordiniert die Landeshauptleute beim Thema Skifahren. Die Landespolitiker sorgen sich, dass nach der Causa Ischgl nun Bilder mit Staus bei der Essens- und Getränkeausgabe um die Welt gehen. Das würde das Image von Österreichs Skigebieten als Corona-Beschleuniger verfestigen, meint ein ÖVP-Mann aus dem Westen.

Allerdings setzte sich Haslauer auch dafür ein, von der FFP2-Masken-Pflicht abzusehen. Jedes Mal Helm und Haube nach der Liftfahrt abzunehmen, um sich des Mund-Nasen-Schutzes zu entledigen, sei nicht praktikabel, heißt es.

Für den nötigen Abstand beim Anstellen vor den Bahnen wurden bei der Schmittenhöhebahn in Zell am See eigens Ordner angestellt, die auf die Abstandsregeln hinweisen. Gleichzeitig fahren die Gondeln schneller mit einer erhöhten Frequenz, um Schlangen vor der Seilbahn zu vermeiden.

Warten am Arlberg

Die Unsicherheit ist auch woanders deutlich zu spüren: Bei den Arlberger Bergbahnen beispielsweise wartet man noch auf die Verordnung des Landeshauptmannes, mit der die wichtigsten Fragen geklärt werden sollen. Zwar wollen die meisten Lifte am 24. Dezember aufsperren, unter welchen Voraussetzungen das geschehen soll und darf, steht derzeit aber noch in den Sternen.

Wilfried Haslauer ist wie die Seilbahnwirtschaft gegen das verpflichtende Tragen von FFP2-Masken in Liften.
Foto: APA/Franz Neumayr

Zurückhaltender Optimismus herrscht im Salzburger Obertauern. "Obertauern ist vorbereitet, und es wird am 24. Dezember einen Teilbetrieb geben", sagt der Geschäftsführer der Liftgemeinschaft Obertauern (LGO), Klaus Steinlechner. Von den insgesamt 26 Seilbahnen und Liften (darunter ist nur eine Gondelbahn) werde maximal die Hälfte in Betrieb gehen, die anderen Bahnen bleiben gesperrt.

Tauernrunde muss sein

Jedenfalls wollen die Liftbetreiber sicherstellen, dass die Wintersportler die sogenannte Tauernrunde fahren können, die vom auf 1.640 Metern liegenden Ort ausgeht und zwölf Kilometer lang ist. Die anderen Lifte und Bahnen, die abseits dieser Runde liegen, bleiben gesperrt. "Wir müssen uns herantasten", sagt der OLG-Chef in Bezug auf die Verordnungen, über die auch in Obertauern am Montag noch Ungewissheit herrschte. Nachsatz: "Wir warten Tag für Tag auf die Entscheidung."

Das Liftpersonal – zwischen 170 und 200 Personen in "normalen" Skisaisonen, von denen die meisten Stammpersonal sind – stehe jedenfalls auf Abruf bereit, daher könne man "sehr flexibel reagieren". Bei den Liftstationen sollen Ordner eingesetzt werden, rekrutiert werden die aus dem Personal jener Lifte, die geschlossen bleiben. (Stefanie Ruep, Renate Graber, Andreas Schnauder, 22.12.2020)