Kann in der Europäischen Union ab sofort verimpft werden: das Biontech/Pfizer-Vakzin gegen Covid-19.

Foto: EPA/Biontech

Amsterdam/Wien – Am Montagnachmittag war es so weit. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) erteilte dem Impfstoff der Pharmafirmen Biontech und Pfizer ihren Sanctus. Das Mittel wurde bedingt genehmigt, womit in der EU erstmals ein Vakzin gegen Covid-19 zur Verfügung steht.

"Das ist wirklich eine historische wissenschaftliche Leistung", sagte EMA-Direktorin Emer Cooke, nicht ohne gleichzeitig zu warnen: "Wir haben noch nicht den Wendepunkt der Pandemie erreicht."

Kommission tagt

Die Europäische Kommission erteilte noch am Montagabend wie erwartet ihre Zustimmung. Nun kann planmäßig ab 27. Dezember mit einer Impfkampagne in den meisten EU-Mitgliedsländern begonnen werden. Die Europäische Union hat sich bei Biontech/Pfizer bis zu 300 Millionen Dosen des Vakzins gesichert.

Auch in Österreich startet dann das konzertierte Piksen. Noch heuer, also bis 31. Dezember, sollen 10.000 Dosen Biontech/Pfizer-Vakzinedosen per Flugzeug ankommen.

Beginn in Niederösterreich

Konkret verimpft werden sie ab Sonntag, den 27. Dezember – und zwar beginnend in mehreren Alten- und Pflegeheimen in Niederösterreich, wie die dortige Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Montag verlautbarte.

Dem österreichischen Corona-Impfplan folgend, kommen die dortigen Bewohner und Mitarbeiter bei der großangelegten Immunisierungsaktion als Erste dran, gefolgt von Patienten und Belegschaft von Krankenanstalten sowie Angehörigen systemrelevanter Berufe.

Moderna liefert auch

Im Jänner werden weitere 240.825, im Februar 331.500, im März 375.375 Dosen des Biontech/Pfizer-Mittels in Österreich erwartet. Auch erste Lieferungen des in der EU ebenfalls vor der Zulassung stehenden Impfstoffs der US-Firma Moderna sollen hierzulande dann zum Einsatz kommen.

"In die breite Anwendung gehen" – also alle älteren Menschen sowie, in weiterer Folge, auch die jüngere Bevölkerung durchimpfen – wolle man ab März, wiederholte am Montag der Corona-Koordinator im Gesundheitsministerium, Clemens Martin Auer.

Probleme mit Astra Zeneca

Der Plan setzt allerdings voraus, dass bis dahin auch ein drittes Vakzin bewilligt wurde und zur Verfügung steht: das an der Universität Oxford entwickelte, von der schwedischen Pharmafirma Astra Zeneca vertriebene Mittel.

Auf dieses hatte die EU bei den ab Juni laufenden Verhandlungen einen Schwerpunkt gesetzt, doch in der Folge kam es bei den Tests zu Friktionen. Erst erkrankte eine Versuchsperson an einer Entzündung des Rückenmarks, die laut folgender Untersuchung doch nicht von dem Vakzin verursacht worden sein soll. Dann kam es zu einer Dosisverwirrung.

Keine Impfstoffwahl

Manchen Beobachtern erscheint der angepeilte EMA-Zulassungstermin daher fraglich. Impfkoordinator Auer hält dagegen. Die EMA werde im Februar entscheiden, prognostiziert er.

Welchen Corona-Impfstoff man erhält, wird man sich in Österreich bis auf Weiteres übrigens nicht aussuchen können – es sei denn im Fall klarer Indikationen. Frei verkäuflich werde kein Mittel sein, sagt Auer: "Solange die Firmen nicht alle ihre vertraglichen Lieferzusagen erfüllt haben, sind die Vakzine kein Handelsgut." Die Corona-Impfung sei eine "staatliche Gratisaktion" für Bürgerinnen und Bürger.

Wo schon seit Tagen gepikst wird

Abseits der EU wird unterdessen bereits großflächig geimpft. Etwa in Großbritannien, wo der Impfstoff von Biontech/Pfizer bereits Anfang Dezember genehmigt wurde.

In der Schweiz erhielt das Mittel am Samstag eine bedingte Marktzulassung und wird ab dieser Woche verteilt – zunächst erhalten besonders gefährdete Gruppen die Impfung, ab 4. Jänner sollen dann bis Mitte 2021 alle Schweizer immunisiert werden, die dies wünschen.

Netanjahu ließ sich impfen

In den USA wird bereits seit vergangenem Montag mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft, der Impfstoff von Moderna wurde am Freitag genehmigt und wird seit Samstag ausgeliefert. Von Biontech/Pfizer wurden 100 Millionen Dosen bestellt, von Moderna 200 Millionen. Auch in Kanada wird die Bevölkerung bereits immunisiert.

In Israel ist die Impfkampagne am vergangenen Wochenende großflächig angelaufen. Am Samstagabend war Premier Benjamin Netanjahu der Erste, der sich eine Spritze mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer verabreichen ließ. (Irene Brickner, Michael Vosatka, 21.12.2020)