David Alaba verließ die Wiener Austria 2008 in Richtung München.

Foto: imago images/FC Bayern München

Wien – Österreichs Fußballer des Jahres 2020 heißt David Alaba. Der Profi des FC Bayern setzte sich in der von der Austria Presse Agentur (APA) unter den zwölf Bundesligatrainern durchgeführten Wahl mit 33 Punkten klar vor Marcel Sabitzer (RB Leipzig/17) und Dominik Szoboszlai (Red Bull Salzburg/13) durch. Für Alaba ist es die insgesamt siebte Kür zum Fußballer des Jahres, er ist damit klarer Rekordhalter. Zuletzt hatte der Wiener 2016 triumphiert.

Alaba, der die Nachfolge des mittlerweile für Dortmund stürmenden Erling Haaland antritt, sprach gegenüber der APA von einer "Riesen-Ehre. Ich bin für diese Auszeichnung sehr dankbar." Der 28-Jährige gewann mit dem FC Bayern in diesem Jahr alle fünf möglichen Titel, darunter die deutsche Meisterschaft und die Champions League. Mit dem ÖFB-Team schaffte er den Gruppensieg in der Nations League und damit den Aufstieg zu den Top-Nationen.

Rummenigge: "Führungsspieler"

Gratulationen kamen von Verbandspräsident Leo Windtner und Teamchef Franco Foda sowie von Bayern-Trainer Hansi Flick und dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge. "Der FC Bayern ist stolz auf diesen Spieler und auf das, was er für unseren Verein in diesem außergewöhnlichen Jahr 2020 geleistet hat. David hat einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass wir fünf Titel gewonnen haben. Er ist ein ausgezeichneter Fußballer, einer der Führungsspieler in unserem Team und auch menschlich ein feiner Kerl. Wir alle beim FC Bayern freuen uns für ihn über diese Auszeichnung", so Rummenigge.

Ähnlich äußerte sich Flick: "David hat sich diese Auszeichnung mit seinen Leistungen in diesem Jahr mehr als verdient. Er hat sein unglaubliches Niveau noch einmal gesteigert und ist auch auf der für ihn zunächst ungewohnten Position in der Innenverteidigung zu einem der besten Spieler der Welt geworden. Er war ein wichtiger Eckpfeiler in unserer Mannschaft und hat enorm viel dazu beigetragen, dass wir fünf Titel gewonnen haben. Ich möchte ihm auch im Namen der ganzen Mannschaft und meinem Trainerteam herzlich zu dieser Wahl gratulieren."

Foda: "Aushängeschild"

Auch ÖFB-Teamchef Foda stellte sich als Gratulant ein. "David spielt seit Jahren auf absolutem Topniveau und ist das Aushängeschild des österreichischen Fußballs. Er ist ein intelligenter, variabel einsetzbarer Spieler, der ein Spiel sehr gut lesen kann. Er kann auf mehreren Positionen auf höchstem Niveau spielen, das ist auch im internationalen Spitzenfußball außergewöhnlich", erklärte der Deutsche.

Außerdem sagte Foda: "Durch seine Vaterrolle ist er noch mehr gereift und übernimmt auf und neben dem Platz noch mehr Verantwortung. Das Triple mit dem FC Bayern in diesem mehr als denkwürdigen Jahr wird in die Geschichtsbücher eingehen."

Laut ÖFB-Präsident Windtner ist Alaba "ein großes Vorbild und eine Identifikationsfigur für alle jungen Fußballerinnen und Fußballer unseres Landes. David befindet sich im besten Fußballeralter und kann trotzdem schon auf eine beeindruckende internationale Karriere zurückblicken." Alaba sei "trotz aller Erfolge ein bescheidener und herzlicher Mensch geblieben", so Windtner. "Ihn zeichnet auch die Bereitschaft aus, sich ständig weiterzuentwickeln und offen für neue Entwicklungen zu sein. Das hat er sowohl im Verein als auch im Nationalteam mehrfach unter Beweis gestellt", betonte der ÖFB-Chef.

"Riesige Saison"

Alaba hatte bei diesen Erfolgen eine Schlüsselrolle inne. Als Flick im November 2019 den Trainerposten von Niko Kovač übernahm, beorderte er den 28-Jährigen von der Linksverteidiger-Position ins Abwehrzentrum. Alaba wusste in seiner neuen Rolle auf Anhieb zu überzeugen und leistete damit einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dem Erfolgslauf, der unter Flick gestartet wurde.

Der ÖFB-Star dirigiert und motiviert seine Mitspieler während eines Spiels in einer Art und Weise, die nicht nur von Flick hochgelobt wird. Auch prominente Vereinskollegen wie Müller oder Manuel Neuer heben immer wieder den hohen Stellenwert hervor, den Alaba innerhalb des Kaders genießt. Es könnte also alles eitel Wonne sein, wären da nicht die Diskussionen um seinen im Sommer auslaufenden Vertrag, die monatelang andauern.

Emotionale Verhandlungen

Im November zog der FC Bayern sein Verlängerungsangebot zurück, es folgte harsche Kritik von Bayern-Fans an Alaba und dessen Berater Pini Zahavi, der von Ex-Klubchef Uli Hoeneß sogar als "geldgieriger Piranha" bezeichnet wurde. Die Emotionen gingen hoch – sehr zum Leidwesen von Alaba, der sich zu Unrecht in die Rolle eines Raffsüchtigen gedrängt sah.

Seit mehreren Wochen herrscht in dieser Angelegenheit öffentliche Funkstille. Alaba beteuert, einzig und allein auf eine erfolgreiche Saison mit den Bayern fokussiert zu sein. Dass internationale Medien den Wiener im Wochenrhythmus mit Transfers zu Chelsea, Manchester City, Liverpool, Juventus Turin, Paris Saint-Germain oder Real Madrid in Verbindung bringen, lässt Alaba ebenso unkommentiert wie die leisen Signale der Vereinsführung, wonach die Tür für eine Verlängerung noch nicht ganz zu sei.

Familienglück in München

Alaba hat die Wahl, entweder im besten Fußballer-Alter eine neue Herausforderung bei einem europäischen Topklub zu suchen oder zu einer Art Bayern-Institution zu werden. 404 Bewerbspartien hat er für die Münchner bisher bestritten, noch in dieser Spielzeit könnte der 17. im ewigen Einsatzranking Bayern-Legenden wie Lothar Matthäus, Karl-Heinz Rummenigge und Franck Ribery hinter sich lassen.

Mit dieser Erfolgsgeschichte war nicht zu rechnen, als Alaba die Wiener Austria 2008 in Richtung München verließ. Doch mit Talent, Trainingsfleiß, Spielintelligenz und Wiener Schmäh fasste er schnell Fuß in der bayrischen Hauptstadt, wo der Sohn eines Nigerianers und einer Philippinin auch privat sein Glück fand.

Alaba ist mit Shalimar Heppner, der Tochter von Starkoch Frank Heppner, liiert, im Dezember wurden sie Eltern eines Sohnes. Schon lange bevor er Vaterfreuden erleben durfte, betonte Alaba regelmäßig die Bedeutung seiner Familie und auch seines Glaubens. "Meine Kraft liegt in Jesus" ist das Lebensmotto des Mitglieds der Siebenten-Tags-Adventisten, einer protestantischen Freikirche. (APA, 22.12.2020)

Die Ergebnisse der Fußballer-des-Jahres-Wahl:

Jesse Marsch (Red Bull Salzburg):

1. David Alaba (FC Bayern München): "Er hat als Fußballer in den Klubbewerben alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, und dabei beim FC Bayern eine führende Rolle gespielt."

2. Marcel Sabitzer (RB Leipzig)

3. Stefan Lainer (Borussia Mönchengladbach)

Christian Ilzer (Sturm Graz):

1. Michael Liendl (WAC): "Mit seiner Übersicht und Spielintelligenz zeigt er seit Jahren überragende Leistungen. Mit seinen unzähligen Assists hat er Mitspieler wie Shon Weissman immer wieder genial in Szene gesetzt und auch immer wieder selbst Traumtore erzielt. Er hat nicht nur in der Liga, sondern auch international seine Klasse bewiesen."

2. Sekou Koita (Red Bull Salzburg)

3. Gernot Trauner (LASK)

Dominik Thalhammer (LASK):

1. Sabitzer: "Er beherrscht das Spiel zwischen den Linien exzellent, arbeitet auch gut gegen den Ball und hat sowohl im Klub als auch im Nationalteam bewiesen, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen."

2. Alaba

3. Christoph Baumgartner (Hoffenheim)

Dietmar Kühbauer (SK Rapid):

1. Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt): "Er spielt seit Jahren sehr konstant auf einem hohen internationalen Niveau und ist sowohl bei Frankfurt als auch im Nationalteam ein Schlüsselspieler in der Defensive. Ein richtiges Abwehrbollwerk, das bei offensiven Standards unglaublich gefährlich ist."

2. Baumgartner

3. Stefan Schwab (PAOK Saloniki)

Thomas Silberberger (WSG Tirol):

1. Sabitzer: "Er hat sich zu einem absoluten Führungsspieler entwickelt und bringt bei RB Leipzig sowohl in der Champions League als auch in der deutschen Bundesliga konstant starke Leistungen."

2. Liendl

3. Dominik Szoboszlai (Red Bull Salzburg)

Ferdinand Feldhofer (WAC):

1. Alaba: "Er spielt unglaublich konstant und hat in diesem Jahr alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt."

2. Szoboszlai

3. Hinteregger

Robert Ibertsberger (SKN St. Pölten):

1. Alaba: "Er hat eine riesige Saison gespielt und hatte großen Anteil am Bayern-Erfolg. Er ist auf allerhöchstem Niveau sehr stabil in seinen Leistungen."

2. Hinteregger

3. Trauner

Markus Schopp (TSV Hartberg)

1. Alaba: "Er hat fantastische Erfolge gefeiert und schafft es, kontinuierlich auf sehr hohem Niveau zu performen. Die Umstellung auf die Rolle in der Innenverteidigung hat er bravourös gemeistert."

2. Sabitzer

3. Baumgartner

Gerald Baumgartner (SV Ried/bei Durchführung der Wahl noch im Amt):

1. Patson Daka (Red Bull Salzburg): "Er hat mit seiner Qualität die österreichische Bundesliga geprägt und auf internationaler Bühne aufgezeigt und Tore geschossen."

2. Szoboszlai

3. Liendl

Peter Stöger (FK Austria):

1. Alaba: "Einen derart erfolgreichen Spieler werden wir so schnell nicht wieder haben in Österreich. David hat alles gewonnen mit dem FC Bayern und ist dabei auch ein absoluter Leistungsträger."

2. Baumgartner

3. Szoboszlai

Alex Pastoor (SCR Altach):

1. Szoboszlai: "Er spielt eine perfekte Saison und ist technisch einer der besten Spieler in Österreich."

2. Trauner

3. Mergim Berisha (Red Bull Salzburg)

Damir Buric (FC Admira):

1. Alaba: "Er zeigt seit Jahren unheimlich starke Leistungen – und das auf unterschiedlichen Positionen. Egal ob als Außenverteidiger oder als Innenverteidiger, ob defensiv oder offensiv, er liefert ab und ist zudem äußerst erfolgreich. Wenn sich jemand so lange auf so einem hohen Niveau halten kann, ist das einfach phänomenal."

2. Marko Arnautovic (Shanghai SIPG)

3. Sabitzer

Endstand der Wahl (Punktevergabe: Erster 5 Punkte, Zweiter 3, Dritter 1):

1. David Alaba (FC Bayern München) 33 Punkte (6 erste Plätze)
2. Marcel Sabitzer (RB Leipzig) 17 (2)
3. Dominik Szoboszlai (HUN/Red Bull Salzburg 13 (1)
4. Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt) 9 (1)
. Michael Liendl (WAC) 9 (1)
6. Christoph Baumgartner (1899 Hoffenheim) 8
7. Gernot Trauner (LASK) 5
. Patson Daka (ZAM/Red Bull Salzburg) 5 (1)
9. Marko Arnautovic (Shanghai SIPG) 3
. Sekou Koita (MAL/Red Bull Salzburg) 3
11. Stefan Schwab (PAOK Saloniki) 1
. Stefan Lainer Mönchengladbach) 1
. Mergim Berisha (GER/Red Bull Salzburg) 1

Anm.: Zur Wahl standen sämtliche Spieler der heimischen Bundesliga und ÖFB-Legionäre im Ausland. Die Trainer durften keine aktuell beim eigenen Verein tätigen Spieler wählen.