Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in der "ZiB 2".

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Von Zeit zu Zeit sieht man den Anschober gerne. Spricht der Kanzler mit uns da und dort wie mit Volksschuldebütanten ("Das Virus kommt mit dem Auto!"), gleicht des Gesundheitsministers Art oft einem beruhigenden Wiegenlied. Es klang zwar mitunter, wenn es gar turbulent wurde, wie ein weltfremder Kontrast zu den realen Corona-Verhältnissen. Zweifellos ist jedoch Ruhebewahrung in nervenzerfetzenden Zeiten angenehmer als Panikrhetorik oder das Versprechen eines nahenden Corona-freien Himmelreichs auf Erden.

Die letzten Monate sind natürlich auch an Anschober nicht ganz spurlos vorübergezogen. Nein, nichts Beunruhigendes, es sind nur Nuancen: Öfter als sonst scheint der Minister von seiner sanften Stimmungsmitte Richtung Verärgerung einerseits und Schmunzeln andererseits abzuweichen.

Auch ist Anschober vorsichtiger geworden: "Die Prognosen und die Pandemie – das sind eigentlich unvereinbare Geschwister. Das Virus hat uns in den letzten Monaten so viele Überraschungen bereitet; ich bin da sehr zurückhaltend ...", lächelt der Grüne. Armin Wolf hat ihn gerade mit der Vision von Kanzler Kurz konfrontiert, wonach wir im Sommer sehr nahe an der früheren Normalität sein würden.

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Die nahende Impfung allerdings nennt er "ein Geschenk", das er annehmen würde, sobald er dran sei. Sich vorbildhaft (als einer der Ersten) stechen lassen, wie der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, das will Anschober nicht. Da war er wieder – der beruhigende, vertröstende Wiegeliedstil. Er blieb ihm auch bei der Frage des Freitestens für den Kaffeehaus- und Kulturbesuch treu. Leider. Konkretes gibt es erst nach dem Neujahrskonzert ohne Publikum. (Ljubiša Tošić, 22.12.2020)