Nach Pornhub-Kritik will der US-Senat neue Spielregeln für Plattformbetreiber.

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Bereits Anfang Dezember erhob ein "New York Times"-Journalist in einer Kolumne Vorwürfe gegenüber Pornhub, die Veröffentlichung von Missbrauchsvideos zu erlauben. Unter anderem mit dem Missbrauch von Kindern soll die Plattform Geld verdienen, so die Zeitung. Nachdem Mastercard und Visa Zahlungen auf Pornhub eingestellt hatten, reagierte auch die Politik. Nun planen zwei US-Senatoren eine Ausweispflicht für Pornodarsteller, die weitreichende Auswirkungen auf die Pornografie als Ganzes haben könnte.

Nicht nur Pornoseiten betroffen

Der Stop Internet Sexual Exploitation Act (SISEA) soll nicht nur klassische Pornoseiten massiv einschränken, sondern eigentlich alle Onlineplattformen, auf denen entsprechende Inhalte zu finden sind, berichtet "Golem". Unter anderem könnten dadurch auch Webseiten wie Reddit oder Patreon betroffen sein, auf denen mitunter auch pornografische Inhalte veröffentlicht werden.

Klarnamenpflicht

Zwar reagierte Pornhub bereits auf die Vorwürfe und löschte einen Großteil der veröffentlichten Videos, am geplanten Vorstoß scheint dies jedoch nichts zu verändern. Neben einer für Uploads verpflichtenden Verifizierung von Accounts soll weiters eine unterschriebene Einverständniserklärung der Darstellerinnen und Darsteller benötigt werden, aus der auch deren vollständige Namen hervorgehen würden, so "Golem".

Sexarbeiter-Tracking

Eine derartige Regelung würde dementsprechend sowohl Plattformbetreibern wie Pornhub, aber auch den Behörden vollen Zugriff auf eine Sexarbeiter-Datenbank geben, die anonyme Veröffentlichung von Inhalten wäre somit unmöglich.

Zudem soll das US-Justizministerium eine Datenbank mit den Namen von Betroffenen aufbauen, die Einspruch gegen die unerlaubte Verbreitung von Aufnahmen erheben. Die Daten sollen zentral gespeichert werden und Plattformbetreibern zur Überprüfung von Inhalten dienen.

Uploadfilter

Plattformen wie Pornhub sollen laut SISEA außerdem die Löschung von Inhalten erleichtern und eine 24-Stunden-Hotline einrichten, damit gemeldete Fälle innerhalb maximal zwei Stunden gelöscht werden können.

Zudem soll ein Uploadfilter umgesetzt werden, so "Golem", der das erneute Hochladen zuvor gelöschter Inhalte verhindern würde. Um unterdessen das bereits durchgesetzte Download-Verbot von Videos wirklich durchzusetzen, müssten die Inhalte mit entsprechendem Kopierschutz versehen werden.

Europäische Anbieter betroffen

Eine Überwachung der neuen Regulierungen soll bei Umsetzung den US-Wettbewerbshütern der FTC unterliegen, betroffen wären sowohl kommerzielle als auch nichtkommerzielle Anbieter, die ihre Dienste auch in den USA bereitstellen. Wollen europäische Plattformbetreiber also US-Kunden nicht komplett vom Markt ausschließen, müssten auch sie sich den US-Regeln beugen. (mick, 22.12.2020)