Lotte und Hugo Brainin am 18. Dezember 2017 an ihrem 69. Hochzeitstag in ihrer Wohnung in Wien.

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Brainin schloss sich schon in sehr jungen Jahren dem Widerstand gegen das NS-Regime an.

Foto: Privatarchiv Brainin

Wien – Die Widerstandskämpferin Lotte Brainin ist im Alter von 100 Jahren verstorben. Das teilte die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in einer Aussendung mit: "Das Land trauert um eine große österreichische Demokratin, unser Mitgefühl gilt jetzt ihrem Ehemann Hugo und ihrer Familie." Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) drückte auf Facebook sein Mitgefühl aus: "Als Wiener Bürgermeister verneige ich mich vor einer großen Frau und einer starken Persönlichkeit", so Ludwig.

Brainin wurde 1920 in Wien als Charlotte Sonntag geboren. Sie flüchtete 1938 vor den Nationalsozialisten nach Belgien, wo sie sich der Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsfront anschloss. 1943 wurde sie in Brüssel verhaftet, ein Jahr später nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Auch dort war sie in einer Widerstandsgruppe aktiv. 1945 wurde Brainin in das Frauen-KZ Ravensbrück deportiert.

"Virtuelles Denkmal"

Nach der Befreiung war sie Gründungsmitglied der Österreichischen Lagergemeinschaften Auschwitz und Ravensbrück. Über viele Jahrzehnte war Brainin gemeinsam mit ihrem Mann Hugo als Zeitzeugin an österreichischen Schulen aktiv. Brainin war Mutter zweier Töchter.

Erst am 12. November feierte Brainin ihren 100. Geburtstag. Zu diesem Anlass wurde für sie ein Virtuelles Denkmal errichtet. Dort zu sehen ist eine von der Multimediakünstlerin Marika Schmiedt gestaltete Ausstellung, die Brainins heldinnenhaften Lebensweg mit vielen Originaldokumenten zugänglich macht. Zu ihrem Geburtstag gratulierten ihr unter anderem Bundespräsident Alexander Van der Bellen und sein Vorgänger Heinz Fischer. (APA, red, 22.12.2020)