Foto: Leopold Nekula/VIENNAERPORT

Der heimische Handel hat in der Adventzeit bisher massive Einbußen erlitten, da das Weihnachtsgeschäft für die meisten Branchen erst am 7. Dezember begonnen hat. Derzeit, bis inklusive Samstag, 19. Dezember, liegen die Umsätze um zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie die KMU-Forschung Austria errechnet hat. Im Modehandel beträgt das Minus sogar 34 Prozent. Der harte Lockdown nach Weihnachten ist für Handelsobmann Rainer Trefelik eine "Katastrophe".

Jene Handelsbranchen, für die das Weihnachtsgeschäft besonders wichtig ist, haben während der vorweihnachtlichen Öffnungstage heuer keine höheren Tagesumsätze erzielt als an den Vergleichstagen des Vorjahres. "Das bedeutet, dass sich das Umsatzminus im Dezember laufend erhöht", hieß aus der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKÖ).

Mode-, Schuh-, und Schmuckhandel leiden besonders

Neben der Modebranche sind Schuh- sowie der Schmuck- und Uhrenhandel die Leidtragenden; sie haben im bisherigen Weihnachtsgeschäft rund ein Viertel weniger umgesetzt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei Sportartikeln beträgt das Minus 19 Prozent. Lediglich die nicht geschlossenen Lebensmittelgeschäfte und Drogerien erlösten nominell mehr (plus fünf beziehungsweise zwei Prozent).

Für das gesamte Weihnachtsgeschäft 2020 sind die Einzelhändler laut einer Umfrage der KMU-Forschung Austria pessimistisch. 54 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang, 28 Prozent glauben, das Minus wird größer als ein Viertel. 14 Prozent rechnen mit einem stabilen Weihnachtsgeschäft, 25 Prozent mit einem Umsatzplus.

Die KMU-Forschung erwartet für das gesamte Weihnachtsgeschäft 2020 wegen des neuerlichen Lockdowns Umsatzrückgänge von 150 bis 300 Millionen auf 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro.

Amazon und Co als große Gewinner in der Weihnachtszeit

Eingekauft wird trotzdem fleißig: im Internet. Die KMU-Forschung rechnet mit Online-Weihnachtsumsätzen von 177 Millionen Euro, ein Plus von 50 Prozent. Derzeit macht der Interneteinzelhandel elf Prozent des gesamten Weihnachtsgeschäft im österreichischen Einzelhandel aus. Von der Corona-Krise profitiert aber nicht nur der heimische Onlinehandel, sondern allen voran Amazon und Co. "Die internationalen Onlineriesen erwirtschaften im heurigen Weihnachtsgeschäft Umsätze von über 200 Millionen Euro, ohne dass in Österreich Steuern gezahlt werden", so die WKÖ. Handelsobmann Trefelik sprach sich darob neuerlich für eine faire Besteuerung von Amazon und Co aus.

Der Einkaufszentrenbetreiber SES, eine Tochter der Spar-Gruppe, sprach am Dienstag von einem "zufriedenstellenden Finale" vor dem Heiligen Abend. "Da weniger flaniert wurde und die Gastronomie geschlossen halten musste, sank die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den Centern, allerdings kauften die Konsumentinnen und Konsumenten in den SES-Centern deutlich gezielter ein." An den offenen Einkaufstagen im Dezember lag die Frequenz um zwölf Prozent unter dem Vorjahresniveau, die Durchschnittseinkäufe pro Kunde waren dafür höher. Die Corona-bedingten Umsatzverluste konnten die Händler in den Einkaufszentren freilich "in keinster Weise" wettmachen. (APA, 22.12.2020)