Can Dündar, eheamliger Chefredakteur der "Cumhuriyet".

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Ankara – Die Anwälte des im deutschen Exil lebenden Journalisten Can Dündar haben den Boykott einer entscheidenden Verhandlung in Istanbul angekündigt. Zugleich warfen sie den Richtern Parteilichkeit vor. "Wir wollen durch die Verteidigung vor dem 14. Gericht für schwere Straftaten nicht Teil einer Praxis sein, die einem zuvor festgelegten, politischen Urteil Legitimität verleiht", begründeten die Anwälte am Dienstag ihre Entscheidung.

Die Rechte Dündars und das seiner Familie würden missachtet, hieß es weiter. Am Mittwoch geht der Prozess gegen Dündar wegen Terrorunterstützung und "militärischer oder politischer Spionage" weiter – ein Urteil wird erwartet. Die Staatsanwaltschaft verlangt bis zu 35 Jahren Haft.

Bei der vergangenen Verhandlung Anfang Dezember hatte die Verteidigung den Austausch der Richter beantragt, mit der Begründung, dass diese nicht unabhängig seien. Der Antrag wurde abgewiesen.

Hintergrund des Verfahrens gegen den mittlerweile in Deutschland lebenden Dündar ist ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 2015, in dem die Zeitung "Cumhuriyet" geheime Informationen veröffentlichte, die Waffenlieferungen der Regierung an Rebellen in Syrien belegen sollten. Damals war Dündar Chefredakteur der "Cumhuriyet". (APA, 22.12.2020)