Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist zugelassen, ab 27. Dezember wird gepikst.

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Die Operation Corona-Impfstoff-Verteilung geht in die heiße Phase. Am 27. Dezember wird erstmals in Österreich eine Vakzine verabreicht. Im Hintergrund läuft eine ausgeklügelte Logistik, geht es doch um die Versorgung des Landes mit dem Impfstoff in kurzer Zeit unter schwierigen Bedingungen. Thomas Brosch ist als Chef des Pharmahandels der Wiener Kwizda-Gruppe einer der für den Ablauf Verantwortlichen. Er erzählt im Interview, wie die Verteilung in den nächsten Wochen und Monaten ablaufen soll.

STANDARD: Die Vorbereitungen für die Impfungen laufen auf Hochtouren. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Verteilung der Vakzine. Können Sie den Plan für die nächsten Wochen skizzieren?

Brosch: Der erste Impfstoff von Biontech/Pfizer wird nach Weihnachten erstmals nach Österreich kommen. Wir rechnen mit 61.425 Dosen vor Silvester, jede weitere Woche im Jänner kommt dann die gleiche Stückzahl hinzu. Bis Ende Jänner kann man somit die ersten 150.000 Personen impfen. Begonnen wird ja mit den Menschen in Alten- und Pflegeheimen sowie dem Personal.

STANDARD: Wie läuft die Distribution ab?

Brosch: Die Ware kommt mit Lkw oder Flugzeug – beide Varianten sind vorgesehen. In Österreich werden die Dosen auf 17 Standorte des Pharmagroßhandels aufgeteilt, konkret geht es um fünf Unternehmen, die dem Verband Phago angehören. Die Standorte wurden so ausgesucht, dass sie flächendeckend über Österreich verteilt sind. Wir können somit innerhalb von zwei Stunden jeden Ort in Österreich erreichen. Jeder der 17 Standorte hat Kühlschränke, in denen der Impfstoff bei minus 75 Grad gelagert wird. Kwizda ist mit den Standorten Wien, Linz und Graz involviert. Eine Ausweitung ist nicht geplant.

Kanzler Sebastian Kurz hat sich schon bei Kwizda umgeschaut, um die Kühlschränke zu inspizieren.
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STANDARD: Wie muss man sich die Kühlschränke vorstellen?

Brosch: Wir reden hier nicht von Kühlhallen. Die Kühlschränke sind 2,10 Meter hoch, also nur ein bisschen größer als ein Haushaltskühlschrank. In einen Kühlschrank passen 175.000 Dosen. Das geht deshalb, weil die Impfflaschen sehr klein und gut gepackt sind. Sie sind in einem Behältnis ähnlich einem Pizzakarton verpackt, in den 975 Impfdosen hineinpassen. Da zieht man dann ein Fünftel mit einer Aufziehnadel hinaus und mischt das mit Natriumchlorid an. Das ist dann die Impfdosis.

STANDARD: Wie kommen die Heime jetzt genau zu den Impfstoffen?

Brosch: Das läuft über den E-Shop der Bundesbeschaffung GmbH, das ist die Bestellplattform der Alten- und Pflegeheime. Sie bestellen Pakete, die neben dem Impfstoff auch die Nadeln, Spritzen, das Natriumchlorid und Informationsmaterial enthalten. Wir erhalten die Bestellinformationen und liefern aus. Das Impfen selbst organisieren die Heime.

DER STANDARD

STANDARD: Wie sieht die Kühlung vor Ort aus?

Brosch: Schon bei der Auslieferung und dann bei der Lagerung in den Heimen reicht eine Kühlung in der Bandbreite von zwei bis acht Grad. Das sind die berühmten 120 Stunden von dem Augenblick an, an dem die Impfstoffe unsere Kühlschränke verlassen. Das ist leicht machbar.

STANDARD: Und wie geht es dann weiter?

Brosch: Im Februar kommt das Krankenhauspersonal an die Reihe. Außerdem werden dann systemkritische Berufsgruppen geimpft, beispielsweise die Polizei und Lehrer. Voraussichtlich ab April geht es dann in die Masse. In großen Ballungsräumen wie Wien sind große Impfzentren geplant. In der Fläche wird es tendenziell über Ärzte und Apotheken bewerkstelligt.

Thomas Brosch meint, dass genug Impfstoff vorhanden sein wird.
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STANDARD: Vorausgesetzt, es gibt genug Impfstoffe.

Brosch: Ende März sollten 3,5 Millionen Impfdosen in Österreich verfügbar sein, Ende Juni sogar zehn Millionen. Das hieße, dass dann fünf Millionen Österreicher geimpft werden können. Das wäre ein großer Erfolg. Bis Jahresende reden wir von 17,5 Millionen Impfdosen und somit der Möglichkeit, 8,7 Millionen Personen zu impfen. Am besten wäre es natürlich, wenn sich wirklich alle Österreicher impfen lassen würden. Ich persönlich werde das jedenfalls tun.

STANDARD: Wie sieht es mit den Kosten für die Impfwelle aus?

Brosch: Das kann ich nicht sagen, ich kenne den Preis der Impfstoffe nicht.

STANDARD: Es gab Stimmen, wonach der Anteil des Herstellers Astra Zeneca sehr hoch sei, was auch mit dem niedrigen Preis zu tun habe. Genau bei diesem Konzern dürfte es aber frühestens im Februar zu einer Zulassung kommen.

Brosch: Die Aufteilung auf die sechs Hersteller ist relativ gleichmäßig. Dass man sich zu sehr auf Astra Zeneca verlassen hat, das würde ich nicht so sehen. (Andreas Schnauder, 23.12.2020)